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Erziehung Hund – meine Fehler beim 2. Hund!

Warum dir dieser Artikel weiterhilft

Die Erziehung deines Hundes ist ein Abenteuer – mit Höhen, Tiefen und manchmal auch blauen Flecken am Ego. Vielleicht hast du Teil 1 dieses Artikels gelesen und dabei gedacht: “Puh, da hab ich mich wiedergefunden!” – dann wird dir Teil 2 erst recht gefallen.

Denn hier geht es nicht mehr nur um typische Anfänger-Patzer, sondern um Fehler in der Hundeerziehung, die auch passieren, wenn man denkt, man wüsste es besser. Spoiler: Ich dachte das auch.

In diesem Artikel erzähle ich dir von Klausi, meinem zweiten Hund, und warum ich auch als ausgebildete Hundetrainerin dachte, ich hätte es „jetzt drauf“ – und dann doch ziemlich auf die Nase gefallen bin. Ehrlich, persönlich und vollgepackt mit Praxistipps, wie du deinen Hund richtig erziehen kannst – und zwar ohne die Umwege, die ich gegangen bin.

Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.


Fehler 6: Denken, dass ein zweiter Hund einfacher wird

Ich war vorbereitet – dachte ich. Nach Jahren mit meinem ersten Hund Dexter, einer Hundetrainerausbildung, unzähligen Büchern, Seminaren und Praxisstunden war ich überzeugt: Die Erziehung von Hund Nummer zwei? Easy!

Dann kam Klausi.

Klausi – ursprünglich “Khaos” genannt – kam mit 1,5 Jahren aus der Schutzhundausbildung, mitten in der Pubertät, mit ordentlich Power und einer klaren Botschaft: Ich bin anders.

Und ich? Ich dachte, ich muss das doch jetzt können. Schließlich bin ich Hundetrainerin! Doch was ich gelernt habe: Ein zweiter Hund ist kein Update, sondern ein völlig neues Betriebssystem. Neue Erziehung. Neuer Charakter. Neue Herausforderungen.

Ich hatte keine „Eingewöhnungszeit“. Keine sanfte Annäherung. Klausi kam – und wir waren mittendrin. Mit Anlauf. Und er brachte Special Effects mit, mit denen ich nicht gerechnet habe und die wir so auch nicht von unserem ersten Hund kannten. Dazu im nächsten Absatz mehr.

Was ich gelernt habe: Die Erziehung eines Hundes ist nie ein Copy-Paste-Prozess. Was bei Hund Nummer 1 funktioniert hat, kann bei Nummer 2 völlig nach hinten losgehen. Fehler in der Hundeerziehung passieren genau dann, wenn wir glauben, wir könnten auf Autopilot schalten.

Heute bin ich dankbar. Denn Klausi war nicht nur eine Herausforderung, sondern ein Neustart. Ein Reset. Und das war wichtig – nicht nur für ihn, sondern vor allem für mich.

Fehler 7: Zu spät oder falsch auf Stress-Signale reagieren

Wenn du deinen Hund richtig erziehen willst, musst du lernen, ihn zu lesen – und zwar bevor er schreit. Bei Klausi war das keine Metapher. Er hat uns ziemlich deutlich gemacht, wenn wir über seine Grenzen gegangen sind – manchmal mit dem ganzen Körper.

Ein zuckender Maulwinkel, ein starrer Blick, ein kurzes Erstarren – all das sind Stress-Signale, die man leicht übersieht. Ich habe sie anfangs übersehen. Ich habe Situationen falsch eingeschätzt, Klausi zu früh zu viel zugemutet, und damit nicht nur seine Unsicherheit verstärkt, sondern auch Eskalationen provoziert. Eskalationen, die ich am eigenen Arm schmerzhaft spüren durfte. Warum hat er das getan? Weil er es eben so gelernt hat. Daher ist es immer hilfreich, auch die Vorgeschichte des Hundes zu kennen (ich weiß, bei Hunden aus dem Tierschutz ist das kaum möglich!)

>>> Mehr zum Thema Kommunikation findest du hier<<<

Besonders bei Hunden mit Vergangenheit – wie Klausi, der aus einer leistungsorientierten Ausbildung kam – ist es entscheidend, auf Körpersprache zu achten und sensibel zu reagieren. Denn Fehler in der Hundeerziehung entstehen nicht nur durch falsche Kommandos – sondern durch fehlendes Zuhören. Und ja, auch Hunde sprechen – nur eben nonverbal.

Unser Lernprozess: Weniger „durchziehen“, mehr begleiten. Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. Die Erziehung eines Hundes bedeutet vor allem eines: Führung statt Druck.

Eskalationsleiter des Hundes

Tipp: 
Lerne die Körpersprache deines Hundes so gut wie deine eigene. Beobachte ganz bewusst die kleinen Signale:

– Züngeln
– Maulwinkelzucken
– Erstarren
– Gähnen außerhalb von Ruhephasen
– Blick abwenden
– Rute tiefer tragen oder einfrieren

Je früher du solche Stressanzeichen erkennst, desto besser kannst du deinem Hund helfen, nicht in die Eskalation zu rutschen. Mach es dir zur Gewohnheit, nicht nur das Verhalten zu bewerten, sondern zu fragen: „Was war davor?“

Fehler 8: Den Maulkorb zu rechtfertigen

Das Thema Maulkorb war bei Klausi von Anfang an präsent. Und nicht, weil wir selbst ein Problem damit gehabt hätten – sondern weil andere Menschen eines hatten.

Für uns war schnell klar: Klausi braucht in bestimmten Situationen einen Maulkorb. Punkt. Nicht, weil er ein „gefährlicher Hund“ ist. Sondern weil er ein Hund ist, der in bestimmten Kontexten unsicher reagiert, schnell überfordert ist und dann eben nicht mehr kontrolliert handeln kann. Der Maulkorb ist für uns kein Zeichen des Scheiterns, sondern ein Werkzeug der Sicherheit – für uns, für andere Menschen, für andere Hunde und natürlich für Klausi selbst.

Maulkorb – immer noch stigmatisiert

Der eigentliche Fehler in der Hundeerziehung passiert hier auf gesellschaftlicher Ebene: Dass ein Maulkorb immer noch als Symbol für einen „schlechten“ oder „aggressiven“ Hund gilt – statt als Ausdruck von Verantwortung. Dabei sollte jeder Hund an einen Maulkorb gewöhnt sein. Nicht weil alle ihn brauchen – sondern weil Situationen entstehen können, in denen es notwendig ist: Beim Tierarzt, in Notlagen, in der Bahn oder bei hohem Stress.

Gerade wenn du deinen Hund richtig erziehen willst, solltest du nicht nur das Verhalten deines Hundes trainieren, sondern auch deine Haltung zu Hilfsmitteln wie Maulkörben reflektieren. Unsere Gesellschaft muss lernen, dass ein Maulkorb nicht bedeutet: „Der Halter hat versagt.“ Sondern vielmehr: „Der Halter übernimmt Verantwortung.“

Und falls dich beim nächsten Spaziergang jemand kritisch anschaut oder fragt, warum dein Hund einen Maulkorb trägt – lächle einfach und sag: „Weil wir verantwortungsvoll sind.“

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Fehler 9: Den Kastrationschip zu unreflektiert eingesetzt

Die Erziehung deines Hundes hört nicht beim Verhalten auf. Sie betrifft auch körperliche und hormonelle Prozesse – und genau da haben wir bei Klausi einen Fehler gemacht.

Dabei waren wir eigentlich sehr vorsichtig. Klausi hatte gesundheitliche Probleme, vor allem im Magen-Darm-Bereich, und wir waren regelmäßig beim Tierarzt. Wir haben nichts auf die leichte Schulter genommen. Auch unterwegs war er durch sein ständiges Schnüffeln am Boden kaum ansprechbar. Unterwegs trainieren? Nicht möglich! Dann entschieden wir uns für den Einsatz eines Kastrationschips – ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung.

Der Gedanke war simpel: Bei unserem ersten Hund Dexter hatte sich der Chip als absolut hilfreich erwiesen. Er war mit Giardien belastet, ständig am Markieren und kaum ansprechbar. Durch den hormonellen Eingriff konnte sowohl er als auch insbesondere sein Darm endlich zur Ruhe kommen – eine gute Entscheidung damals.

Und genau da lag unser Denkfehler.

Denn Klausi ist nicht Dexter.

Obwohl das Verhalten ähnlich war (ständiges Markieren, Ansprechbarkeit bei Hündinnen = Null), zeigte der Chip bei ihm eine komplett gegenteilige Wirkung: Seine Unsicherheit stieg massiv. Sein Stresslevel schoss in die Höhe. Aus dem hormonellen Gleichgewicht wurde ein Pulverfass – mit Cortisol statt Testosteron. Die Folge: mehr Aggression, mehr Reizbarkeit, weniger Trainingserfolg.

Was wir nicht bedacht hatten: Der Chip lässt sich nicht einfach abschalten. Er bleibt monatelang im System – und das Verhalten, das sich während dieser Zeit verfestigt, bleibt ebenfalls.

Deshalb mein Rat: Wenn du deinen Hund richtig erziehen willst, nimm hormonelle Eingriffe niemals auf die leichte Schulter. Sie sind keine schnelle Lösung, sondern ein tiefer Eingriff ins System Hund. Und jeder Hund reagiert anders. Hier mal ein paar Empfehlung für passende Lektüre:

Kastration und Verhalten beim Hund
Sexualverhalten - Hormone - Kastration bei Hunden: Let´s talk about sex
Ernährung & Verhalten beim Hund: Verhalten beeinflussen durch eine typgerechte Fütterung

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Fehler 10: Fortschritte nicht feiern – und sich zu sehr vergleichen

Dieser Fehler ist besonders tückisch – weil er sich nicht laut ankündigt. Sondern sich leise in deine Gedanken schleicht: der Vergleich.

„Warum klappt das bei anderen besser?“
„Warum kann deren Hund das und meiner nicht?“
„Was mache ich falsch?“

Diese Art zu denken ist Gift – für dich, für deinen Hund und für eure Beziehung.

Ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich Fortschritte mit Klausi klein geredet habe. Weil sie nicht so spektakulär wirkten wie das, was ich auf Social Media gesehen habe. Weil ich dachte, sie seien „nicht genug“.

Aber: Fehler in der Hundeerziehung entstehen nicht nur durch falsche Methoden – sondern auch durch falsche Maßstäbe. Jeder Hund ist anders. Jeder Weg ist individuell. Und Fortschritt sieht bei jedem Team anders aus.

Ein Rückruf mit 20 Metern Abstand ist für den einen selbstverständlich – für uns ist er ein absolutes Highlight. Eine Begegnung mit einem anderen Hund, ohne Eskalation? Ein Meilenstein!

Und genau darum geht’s: Zu erkennen, was für dich und deinen Hund ein Fortschritt ist – und das auch zu feiern.

Fazit: Fehler in der Hundeerziehung erkennen – und mutig anders machen

Wenn du beim Lesen dieses Artikels an der ein oder anderen Stelle genickt hast, dann weißt du: Du bist nicht allein. Fehler in der Hundeerziehung passieren – auch erfahrenen Hundehaltern, auch Hundetrainer*innen. Das Entscheidende ist nicht, sie zu vermeiden um jeden Preis, sondern sie zu erkennen, daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Egal ob du beim ersten Hund dachtest, es ginge beim zweiten einfacher – oder ob du deinen Hund beim Tierarztbesuch nicht rechtzeitig mit dem Maulkorb vertraut gemacht hast: Diese Dinge passieren. Wichtig ist, dass du heute damit anfängst, sie zu hinterfragen. Und vielleicht jetzt – mit deinem aktuellen Hund – einen anderen Weg gehst.

Die Erziehung deines Hundes ist kein geradliniger Weg. Es ist ein Prozess. Einer, der Geduld braucht, Beobachtung, Klarheit – und eine ordentliche Portion Humor.

💡 Denk daran:

Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur bereit sein, dazuzulernen. Und dein Hund? Der ist sowieso schon dein größter Fan – er wartet nur darauf, dass du ihn wirklich siehst, verstehst und begleitest.

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