Inhalt
- 1 Fehler 1 – Kein klares Signal für den Rückruf
- 2 Fehler 2 – Mangelnde Konsequenz
- 3 Fehler 3 – Schlechte oder unpassende Belohnung
- 4 Fehler 4 – Negatives Feedback beim Rückruf
- 5 Fehler 5 – Der Rückruf funktioniert nur an einer Stelle
- 6 NEUER HUND? Die ersten Wochen entspannt meistern!
- 7 Schritt für Schritt: Rückruf verbessern in 6 Phasen
- 8 Häufige Fragen & Troubleshooting
- 9 Fazit
- 10 Du willst deinen Hund richtig erziehen und möchtest dich darüber austauschen?
Rückruftraining ist eine der wichtigsten Disziplinen in der Hundeschule, doch es ist auch eine der Bereiche, in denen viele Hundehalter scheitern. Dein Hund soll zuverlässig zu dir kommen, wenn du ihn rufst, aber stattdessen ignoriert er dich oft, ist abgelenkt oder hört überhaupt nicht. Wenn du schon mehrfach „Komm“ gerufen hast, aber dein Hund nicht reagiert, dann kann das sehr frustrierend sein.
In diesem Beitrag erkläre ich dir die 5 häufigsten Fehler beim Rückruftraining, die dich daran hindern, einen zuverlässigen Rückruf zu etablieren. Ich erkläre dir, warum diese Fehler entstehen und wie du sie konkret vermeidest – Schritt für Schritt. Außerdem bekommst du praxisnahe Tipps und Beispiele, mit denen du deinen Rückruf direkt verbessern kannst. Am Ende wirst du wissen, wie du dein Rückruftraining optimieren und deinen Rückruf wirklich zuverlässig machen kannst.
Starten wir direkt mit dem ersten und sehr häufigen Fehler beim Rückruftraining.
Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Fehler 1 – Kein klares Signal für den Rückruf
Wenn du deinem Hund den Rückruf beibringst, ist das Signal, also das Wort oder Geräusch, mit dem du ihn zu dir rufst, der zentrale „Auslöser“. Ein gutes Rückrufsignal muss eindeutig, einzigartig und nicht im Alltag verwendet sein. Wird dasselbe Wort im Alltag oft benutzt, verliert es seine Wirkung. Dein Hund gewöhnt sich daran, dass das Wort nicht immer Konsequenz hat. So wird das „Komm“ oder „Hier“ verwässert.
Oft passiert folgendes: Du rufst „Hier“, nichts geschieht. Du rufst nochmal, dann nochmal und irgendwann kommt der Hund. Durch diese Wiederholungen schädigst du das Signal. Der Hund lernt, dass er Rückruf gekonnt ignorieren kann und es erst nach mehreren Anläufen relevant ist.
Neues Signal und Umkonditionierung
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Rückrufsignal „verbrannt“ ist, ist es oft sinnvoller, ein neues Signal zu wählen, anstatt das alte zu „reparieren“. Ein Fantasiewort oder ein ungewöhnliches Geräusch (z. B. „Hurra“, ein Pfiff, ein Zischlaut) kann effektiver sein. Wichtig ist, dass du dieses Signal ausschließlich für den Rückruf nutzt und konsequent positiv belegst.
Beispiel: Du wählst das Wort „Aloha“. Jedes Mal, wenn dein Hund kommt, verwendest du sofort dieses Wort mit positiver Energie und Belohnung. Nach und nach verknüpft der Hund „Aloha“ mit dem sofortigen Zurückkommen.
Fehler 2 – Mangelnde Konsequenz
Das Problem der inkonsistenten Konsequenz
Ein Rückrufsignal alleine reicht nicht aus, du musst auch konsequent damit umgehen. Viele Hundehalter erwarten, dass der Rückruf schnell sitzt und dauerhaft funktioniert. Doch oft fehlt die Konsequenz: Der Hund ignoriert das Signal, und du lässt ihn einfach machen. Das bedeutet, der Rückruf verliert an Durchsetzungskraft. Der Hund lernt, dass Nicht-Hören möglich ist und dass er auch nach dem 3. Mal rufen er seine Belohnung erhält.
Wenn du deinen Hund rufst und er sich Zeit lässt, musst du konsequent sein. Aber wie genau kannst du denn auf die Distanz einwirken, wenn dein Hund nicht auf den Rückruf reagiert? Bist du mitten im Rückruftraining und gerade dabei, deinem Hund den Rückruf beizubringen, sichere ihn immer mit Schleppleine, über die du dann beim Ignorieren des Rückrufsignals deinen Hund sanft zu dir ziehen kannst. Belohne ihn in dem Fall NICHT. Wähle die Länge der Schleppleine so, dass du auf deinen Hund einwirken kannst.
Strategien für konsequentes Rückruftraining
Am Anfang macht es Sinn, in einer kontrollierten Umgebung oder mit Schleppleine zu arbeiten, damit du das Verhalten steuern kannst. Nur wenn dein Hund in dieser abgesicherten Umgebung zuverlässig reagiert, kannst du das Signal in freier Umgebung testen.
Ein weiterer Tipp: Gib deinem Hund nicht zu viele Chancen. Wenn du rufst, gib dem Hund eine bestimmte Zeit, sich zu entscheiden und falls er nicht reagiert, greife ein. Damit zeigst du ihm: Rückruf bedeutet Handlung und hat Bedeutung.
Fehler 3 – Schlechte oder unpassende Belohnung
Ein Rückruf funktioniert nur, wenn Belohnung und Motivation stimmig sind. Dein Hund muss einen echten Anreiz sehen, zu dir zu kommen, besonders wenn Ablenkungen stark sind. Ein gewöhnliches Leckerli reicht oft nicht, wenn der Hund gerade wild spielt oder einem aufregenden Geruch nachgeht.
Wenn du mit einem kleinen Keks winkst (nicht als Locken gemeint), während dein Hund mit einem anderen Hund tobt, ist das schlicht zu wenig. Dein Rückruf muss sich lohnen. Wenn der Hund erkennt, dass er durch Ignorieren später etwas Interessanteres bekommt, wird er seltener kommen.
Belohnung an die Herausforderung anpassen
Belohne variabel: mal Futter, mal Spiel, mal soziale Bestätigung. In Situationen mit hoher Ablenkung darf die Belohnung besonders attraktiv sein. Du kannst das Spielzeug, einen Ball oder etwas, was dein Hund liebt, einsetzen. Auch bei der Futterbelohnung kannst du variieren und für besonders schwierige Situationen (z.B. Spiel mit dem Hundekumpel) Käsewürfel oder Wurststückchen nehmen.
Beispiel: Wenn dein Hund beim Gassigehen irgendwo geschnüffelt hat und du ihn rufst, belohne ihn mit einem kurzen Spiel oder mit einem hochwertigen Snack. Damit stärkst du seine Motivation, weil der Rückruf in solchen Momenten besonders „lohnt“.
>>>Hier erfährst du noch mehr zum Thema „Belohnungen „Hund richtig belohnen“ <<<
Fehler 4 – Negatives Feedback beim Rückruf
Ein häufiger Fehler ist, dass der Hund, wenn er nach mehreren Rufen kommt, mit Ärger, Schimpfen, oder schlimmer – direktem Anleinen & Heimgehen – konfrontiert wird. Der Hund erhält so indirekt ein negatives Feedback genau dann, wenn er das Richtige tut. Das demotiviert nachhaltig.
Wenn dein Hund kommt und du ihn sofort anleinst oder mit strenger Körpersprache empfängst, kann das das Gegenteil bewirken: Er lernt, dass Rückruf unangenehm ist und wartet lieber länger, oder ignoriert dich komplett.
So gestaltest du positives Feedback
Auch wenn du innerlich kochst, bleib freundlich. Begrüße den Hund mit guter Laune, mach eine nette Geste, belohne ihn direkt. Du kannst dich klein machen, wegdrehen, zurückgehen, so wirkt deine Körpersprache einladend.
Beispiel: Dein Hund kommt nach mehreren Anläufen – du begrüßt ihn mit einem Lächeln, lobst ihn und lässt ihn wieder frei oder spielst mit ihm. So lernt er: Kommen = Positives Erlebnis, auch wenn er verzögert reagiert. Unser Hund Klausi liebt zum Beispiel seinen Zergel und sobald er freudig angerannt kommt, erhält er ein kurzes Zerrspiel.
Was du auf jeden Fall vermeiden solltest: Frontal stehen, böse Mimik, sofortiges Anleinen, abruptes Beenden des Freilaufs. Das sendet dem Hund die Botschaft: Rückruf führt zu Einschränkung, also lieber ignorieren.
Fehler 5 – Der Rückruf funktioniert nur an einer Stelle
Nur weil dein Rückruf zu Hause oder im Garten klappt, heißt das noch nicht, dass er in anderen Situationen funktioniert. Hunde lernen oft kontextbezogen d.h. sie verbinden Verhalten mit Umgebung, Ablenkung, Distanz. Wenn du nie in wechselnden Situationen geübt hast, überträgst du dem Hund nicht den Rückruf für andere Kontexte.
Wenn du z. B. nur deinen Rückruf im Garten trainierst und später in einem Park mit Ablenkung, andere Gerüche und Entfernungen, dann scheitert der Rückruf oft, weil du ihn nie dorthin übertragen hast.
So generalisierst du erfolgreich deinen Rückruf
Baue Schritt für Schritt Variation ein: verändere Distanz, Umgebung, Ablenkung, Untergrund. Übe in Parks, auf Wiesen, im Wald, in der Nähe von Menschen, mit anderen Hunden in der Nähe. Achte darauf, den Schwierigkeitsgrad moderat zu steigern, damit der Hund nicht überfordert ist.
Verwende auch Situationen, in denen der Hund eigentlich sowieso in deine Richtung laufen würde. Rufe ihn dann und belohne ihn. So assoziiert er den Rückruf auch in „günstigen Momenten“.
Beispiel: Du übst Rückruf im heimischen Garten, dann im Stadtpark, dann bei Spaziergängen mit Ablenkung. Achte darauf, dass du dabei immer wieder erfolgreichere Situationen einbaust, um das Selbstvertrauen deines Hundes zu stärken.
Schritt für Schritt: Rückruf verbessern in 6 Phasen
Damit du nicht nur Theorie hast, sondern konkret starten kannst, hier dein Fahrplan, um dein Rückruftraining zu optimieren und deinen Rückruf zuverlässig zu machen:
Signal neu konditionieren: Wähle ein klares, einzigartiges Rückrufsignal (z. B. ein Fantasiewort oder Pfiff). Verknüpfe das Signal zunächst mit positiver Belohnung indem du (am besten zu Hause) das Wort nennst und deinen Hund sofort belohnst. Wiederhole mehrfach in einem Übungssatz und führe mehrere Sätze über den Tag verteilt durch. Verlege dann das Rückruftraining nach draußen und belohne bei kleinster Bewegung in deine Richtung. Baue Stück für Stück kleine Ablenkungen auf.
Absicherung & Konsequenz: Nutze Schleppleine oder begrenzten Bereich. Rufe, gib dem Hund eine sinnvolle Auswahlzeit, und greife ein und zeige klare Konsequenz, falls er nicht reagiert.
Passende Belohnung aufbauen: Überlege dir Belohnungsstrategien je nach Situation (Alltag, Ablenkung, Distanz). Variiere Belohnungen und mache sie attraktiv.
Positives Feedback & gute Körpersprache: Begrüße deinen Hund freundlich, verwende eine offene, einladende Körpersprache. Vermeide Strafen beim Rückruf auch bei verspäteter Reaktion.
Generalisierung & Variation: Übe in unterschiedlichen Umgebungen, steigere Ablenkung oder Entfernung schrittweise. Nutze Alltagssituationen, um den Rückruf zu generalisieren.
Langfristige Integration & Festigung: Behalte den Rückruf in eurem Alltag, wiederhole ihn regelmäßig, integriere ihn mit kleinen Spielchen oder Alltagssituationen. So bleibt der Rückruf stark und zuverlässig.
Häufige Fragen & Troubleshooting
Warum hört mein Hund nicht, obwohl er den Rückruf beherrscht?
Selbst ein eigentlich „konditionierter“ Rückruf kann vergessen werden. Verhalten, das einmal gelernt ist, kann wieder gelöscht werden, wenn negative oder inkonsistente Erfahrungen überwiegen. Ein Rückruf muss immer wieder neu gestärkt werden regelmäßig überprüft werden.
Ein weiterer Grund: dein Hund bewertet die Kosten und Nutzen, wenn der Reiz (z. B. Geruch, Eichhörnchen) viel attraktiver ist als deine Belohnung, wählt er den Reiz. Deshalb brauchst du für solche Situationen super Belohnungen und starke Motivation. Überlege, welche Super-Belohnung dein Hund in solchen Fällen erhalten kann (z.B. besonderes Futterstück oder Spielzeug, welches nur in diesem Fall gegeben wird).
Ist eine Schleppleine nicht unfair?
Nein, eine Schleppleine dient als Absicherung, nicht als Zwangsmaßnahme. Gerade beim Rückruftraining erlaubt sie dir, Kontrolle zu behalten, ohne den Hund dauerhaft zu beschränken. So kannst du ihn trainieren, ohne dass er abhauen oder deinen Rückruf ignorieren kann.
Reicht Futter als Belohnung?
Nicht immer. Manche Hunde sind stärker durch Spiel, Interaktion oder Bewegung motiviert. Variiere – gerade bei starker Ablenkung – und finde heraus, welche Belohnung dein Hund am meisten schätzt.
Wann sollte ich das Training beenden oder pausieren?
Wenn dein Hund frustriert wirkt, die Motivation abnimmt oder sich weigert, weiterzumachen, beende die Einheit! Besser wenige gute Wiederholungen als viele, die nichts bringen. Führe Pausen ein und wiederhole danach konzentriert.
Fazit
Ein zuverlässiger Rückruf ist kein Zufall – sondern das Ergebnis bewusster Planung, konstanter Übung und klarer Fehlervermeidung. Wenn du die fünf genannten Fehler (unklares Signal, mangelnde Konsequenz, falsche Belohnung, negatives Feedback, fehlende Generalisierung) vermeidest und stattdessen mit klarem Signal, konsequentem Training, angemessener Motivation und Variation arbeitest, kannst du deinen Rückruf enorm verbessern.
Am Ende dieses Textes möchte ich dir noch einmal klar machen: Rückruftraining funktioniert langfristig nur mit Geduld, systematischem Vorgehen und kontinuierlicher Verstärkung. Auch erfahrene Hundehalter sollten nie denken, „der Rückruf sitzt sowieso schon“ – denn Verhalten kann sich verändern.
Wenn du deinen Rückruf verbessern willst, fang heute damit an: Überprüfe dein Signal, mach dir Gedanken über Belohnungen, plane deine Trainingseinheiten und integriere Variation. Dein Hund wird es dir danken – und du wirst mehr Sicherheit und Freiheit im Alltag gewinnen.
Du willst deinen Hund richtig erziehen und möchtest dich darüber austauschen?
Dann schau mal bei uns im Rudel Club vorbei! Dort findest du:
- persönliche Unterstützung durch Ines und das Team
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- echte Community mit anderen Hundehalter*innen, die auch nicht alles perfekt machen (und genau deswegen richtig gut darin werden)
- und ein Umfeld, in dem auch schwierige Fragen Raum haben
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