Inhalt
- 1 Orientierung ist die Basis für echten Freilauf
- 2 Was ist Radiustraining – und warum ist es der Schlüssel?
- 3 Voraussetzungen: Rückruf, Ausrüstung & Rahmen
- 4 Schritt-für-Schritt: So etablierst du den Radius
- 5 Orientierung belohnen – ohne ständig zu locken
- 6 Wenn der Hund hinter dir läuft: Wann gilt der Rückruf?
- 7 Hundebegegnungen & Umwelt: Souverän managen
- 8 Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
- 9 Checkliste für Eilige
- 10 Troubleshooting: Typische Fragen aus der Praxis
- 11 Häufige Missverständnisse
- 12 Du willst deinen Hund richtig erziehen und möchtest dich darüber austauschen?
Orientierung ist die Basis für echten Freilauf
„Freilauf“ klingt nach maximaler Freiheit – in der Realität bedeutet er verlässliche Orientierung und damit Sicherheit. Wenn du deinem Hund Orientierung beibringen willst, brauchst du klare Abläufe: einen funktionierenden Rückruf, ein sauberes Radiustraining und verständliche Regeln für Begegnungen. Erst dann wird Freilauf mit Hund entspannt – für dich, für deinen Hund und für dein Umfeld.
In diesem Leitfaden zeige ich dir, wie du Hund Freilauf beibringen kannst: strukturiert, alltagstauglich und fair. Du bekommst eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, konkrete Formulierungen für den Alltag und Beispielabläufe aus dem Training (u. a. mit Egon), damit du direkt loslegen kannst. Das Ziel: Dein Hund orientiert sich selbstständig an dir, dreht im vereinbarten Radius um und bleibt auch bei Reizen ansprechbar. Genau so kannst du deinem Hund Orientierung beibringen – ohne dass du permanent rufen musst.
Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Was ist Radiustraining – und warum ist es der Schlüssel?
Radiustraining bedeutet: Dein Hund hält zu dir einen definierten Abstand (z. B. 10–15 m) und dreht selbstständig um, sobald er den Radius erreicht. Du steuerst damit Nähe und Freiheit je nach Situation. Für Freilauf mit Hund ist das der Kern: Der Hund entscheidet sich proaktiv für dich – nicht erst, wenn du rufst.
Warum hilft Radiustraining, deinem Hund Orientierung beizubringen?
- Es schafft klare Grenzen, die dein Hund leicht versteht.
- Es macht Verhalten vorhersehbar: Radius erreicht → Umdrehen/Einchecken.
- Es stärkt die Selbstkontrolle deines Hundes.
- Es entlastet dich: Weniger Dauer-Kommunikation, mehr gemeinsame Ruhe.
Kurz: Wer Hund Freilauf beibringen möchte, braucht ein verlässliches System – und das ist Radiustraining.
Voraussetzungen: Rückruf, Ausrüstung & Rahmen
Bevor du Hund Freilauf beibringen kannst, prüfe diese Basics:
1) Rückruf als Sicherheitsnetz
Ohne sicheren Rückruf kein Freilauf mit Hund. Dein Rückruf funktioniert, wenn er in 8/10 Fällen sofort sitzt – auch bei moderaten Ablenkungen. Übe täglich in kurzen Sequenzen (2–3 Minuten), variiere die Belohnung (Futter/Spiel/soziale Bestätigung) und halte dein Rückrufsignal sauber.
2) Ausrüstung
- Schleppleine: 10–15 m sind ideal.
- Geschirr: Immer am gut sitzenden Geschirr sichern (Rückenring).
- Handschuhe: Schützen vor Brandblasen, solltest du doch mal die Leine aufnehmen müssen.
- Snacks/Marker: Zur Bestätigung bei erwünschtem Verhalten
3) Trainingsrahmen
Starte im ruhigen Gelände mit guter Sicht. Klare Wege helfen. Später trainierst du in anspruchsvolleren Settings (Radfahrer, Hunde, Wildgeruch). So kannst du deinem Hund Orientierung beibringen, ohne ihn zu überfordern. Gesetzliche Regeln (z. B. saisonale oder grundsätzliche Leinenpflicht) können je nach Region gelten – informiere dich lokal. Achte auf Naturschutz, Wildtiere und andere Menschen. Ein verlässlicher Radius macht Freilauf mit Hund nicht nur möglich, sondern auch rücksichtsvoll.
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Schritt-für-Schritt: So etablierst du den Radius
Radiustraining ist der Kern des Konzepts. Dein Hund lernt, in einem definierten Abstand zu dir zu laufen und selbstständig umzudrehen, sobald er die Grenze erreicht. Du startest mit einem Arbeitsradius von etwa zehn Metern, je nach Hund können auch zwölf Meter sinnvoll sein. Du gehst ruhig, lässt die Schleppleine über den Boden gleiten, sagst zunächst nichts und beobachtest, ob dein Hund von allein kurz eincheckt, sich leicht eindreht, einen Bogen zu dir nimmt oder stehen bleibt. Jede aktive Orientierung bestätigst du ruhig, während du Korrekturen nicht belohnst. So kannst du deinem Hund Orientierung beibringen, ohne ihn mit Kommandos zu überfrachten, und bereitest systematisch den Freilauf mit Hund vor.
Phase 1: Arbeitsradius festlegen (10–15 m)
Wähle einen Start-Radius von ca. 10 m. Lass deinen Hund voraus laufen. Dein Ziel: Er dreht ohne dein Zutun um, wenn er den Radius erreicht, oder nimmt von sich aus Kontakt auf (Blick, leichte Drehung, kurz stehen bleiben). Damit setzt du die Grundlage, um Hund Freilauf beibringen zu können.
So gehst du vor:
- Leine locker über den Boden gleiten lassen, Körperhaltung aufrecht, keine Ansprache.
- Erreicht der Hund die 10 m und checkt selbst ein → ruhig bestätigen, gern mit Stimme, seltener mit Futter.
- Bleibt die Orientierung aus und der Hund läuft weiter → stiller Stopp: Du trittst (bei moderatem Tempo) auf die Schleppleine, der Hund kommt zum Stehen, du gehst einfach weiter. Wichtig: Kein Lob für dieses Stehen – es war eine Korrektur, keine freiwillige Leistung.
Mit dieser klaren Konsequenz kannst du deinem Hund Orientierung beibringen, ohne Druck und ohne viele Worte.
Phase 2: Orientierung zuverlässig machen
Wiederhole viele kurze Sequenzen. Manche Hunde verstehen es in zwei, andere in vierzig Wiederholungen – beides ist normal. Bestätige jede aktive Orientierung: Blick zurück, Bogen zu dir, Mitschwingen deiner Richtung. So wird Freilauf mit Hund zunehmend stabil.
Pro-Tipp: Markiere unerwartete Eincheck-Momente („Das hab ich gesehen – stark!“). So verstärkst du das proaktive Verhalten.
Phase 3: Reize steigern, Mensch bleibt leise
Baue Reize in Stufen ein: erst Gerüche, dann Radfahrer, später Hunde. Bleib still – deine Leine und der vereinbarte Radius „sprechen“ für dich. Genau damit kannst du Hund Freilauf beibringen, der auch außerhalb der Hundewiese funktioniert.
Phase 4: Schleppleine ausschleichen
Sitzen Radius und Rückruf, verkürzt du die Schleppleine schrittweise (z. B. um 0,5–1 m), das heiß, du schneidest ein Stück der Schleppleine ab. Ab jetzt nicht mehr auf die Leine treten – sonst setzt du ungewollt einen neuen, kürzeren Radius. Am Ende bleiben Karabiner + kurzes Stück – ein minimaler, taktiler Reminder. So gelingt der Übergang zum echten Freilauf mit Hund.
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Orientierung belohnen – ohne ständig zu locken
Wer seinem Hund Orientierung beibringen möchte, lobt gezielt:
- Häufig für ruhiges Mitlaufen.
- Seltener mit Futter/Spiel (damit es besonders bleibt).
- Nie für ein durch Korrektur erzwungenes Stehenbleiben.
Orientierung ist Alltagsverhalten, kein Kunststück. Du bestätigst Qualität, nicht Quantität.
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Wenn der Hund hinter dir läuft: Wann gilt der Rückruf?
Läuft dein Hund hinter dir, kannst du nicht auf die Leine treten – hier kommt der Rückruf ins Spiel. Auch hier solltest du einschätzen, in welchem Abstand dein Hund hinter dir läuft. Radius gilt auch für die Distanz hinter dir. Lässt er sich zu weit zurück fallen, nutze den Rückruf. Arbeite mit kurzen Distanzen: Du zeigst, dass Nähe zu dir lohnend und entspannend ist. So bleibt Freilauf mit Hund kontrollierbar, selbst wenn die Position variiert.
Hundebegegnungen & Umwelt: Souverän managen
Echte Praxis heißt: Menschen, Räder, andere Hunde, Wildspuren. Wer seinem Hund Freilauf beibringen will, plant Management mit ein, denn wir können uns den täglichen Umweltreizen nicht entziehen.
Begegnungen (Hunde/Menschen):
- Frühzeitig zu dir rufen, am besten ins Fuß führen.
- Schleppleine vorn kurz aufnehmen oder kurz anleinen.
- Kurz mit dem Gegenüber kommunizieren: „Wir gehen vorbei, alles gut.“
- Orientierung bestätigen, danach wieder dem Hund wieder Freilauf gewähren.
Radfahrer/Läufer:
- Sichtlinie sichern (Hund auf die vom Reiz abgewandte Seite nehmen).
- Mit ruhigem Körper blocken statt viel zu reden.
- Orientierung sofort bestätigen.
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
- Zu lange Schleppleine (20 m+): Träge Reaktionen, mehr Risiko. Für Freilauf mit Hund sind 10–15 m optimal.
- Zuspammen mit Kommandos: Wer permanent redet, verhindert, dass der Hund selbst entscheidet. Schweigen hilft, dass sich der Hund eigenständig an dir orientiert.
- Falsches Bestätigen: Auf Korrektur-Stopp folgt kein Lob. Belohnungen nur für freiwillige Orientierung.
- Zu schnelle Reizsteigerung: Erst Gerüche & Distanzen, später Begegnungen.
- Schleppleine falsch ausschleichen: Nach dem Kürzen nicht mehr drauftreten, sonst setzt du ungewollt eine neue Distanz.
- Ungünstige Umgebungen: Starte nicht auf der Wildweide oder am Hundestrand. Wähle Settings, die den Freilauf mit Hund erleichtern.
- Inkonsequenz: Radius heute 8 m, morgen 20 m – dein Hund kann keine Regeln ableiten. Bleib konstant.
Checkliste für Eilige
- Rückruf sitzt in 8/10 Fällen? Der Rückruf ist wichtig, um deinen Hund schnell stoppen zu können.
- Schleppleine 10–15 m, stabiles Geschirr.
- Start-Radius definiert (z. B. 10 m).
- Stiller Stopp (Tritt auf die Leine) geübt (nur bei moderatem Tempo).
- Belohnung nur für freiwillige Orientierung.
- Reize stufenweise hinzufügen, Mensch bleibt immer leise.
- Schleppleine korrekt ausschleichen.
- Begegnungen freundlich, aber strukturiert managen.
Troubleshooting: Typische Fragen aus der Praxis
Mein Hund rennt „ins Ende“, reagiert aber genervt.
Reduziere kurz das Tempo und setze den stillen Stopp nur bei moderater Geschwindigkeit. Bestätige jedes aktive Einchecken sofort.
Bei anderen Hunden „vergisst“ er alles.
Andere Hunde sind in jedem Training die Königsdisziplin. Vergrößere die Distanz zu den anderen Hunden, rufe deinen Hund rechtzeitig zu dir und nimm die Leine vorn kurz auf. Nach der Begegnung gibst du den Hund wieder frei. So bleibt Freilauf mit Hund fair und kontrolliert.
Hinter mir funktioniert nichts – was tun?
Wenn der Hund hinter dir läuft, nutze den Rückruf. Kommt er direkt zu dir gelaufen, bestätige ihn sofort. Wiederhole das mehrmals pro Spaziergang. Aber achte auch hier auf den Abstand bzw. vorher gesetzten Radius. Gib deinem Hund immer die Chance es richtig zu machen, in dem du vor dem Rückruf kurz abwartend stehen bleibst.
Leine kürzen → Orientierung wird schlechter
Wird die Orientierung deines Hundes nach dem Kürzen der Schleppleine schlechte, dann war das Kürzen zu groß oder zu früh. In diesem Fall nutzt du bitte eine neue Schleppleine oder verringerst den Radius um die gekürzte Länge. Beginne nun erneut mit dem Training und kürze die Leine nur, wenn der Radius wirklich gut funktioniert.
Häufige Missverständnisse
- „Freilauf = keine Regeln“ – Im Gegenteil: Gute Regeln schenken Freiheit.
- „Mehr Rufen hilft“ – Nein, es verhindert, dass der Hund selbst mitdenkt.
- „Ohne Futter geht’s nicht“ – Orientierung ist sozial wertvoll; Futter ist optional und gezielter einzusetzen.
- „Schleppleine = nur Sicherheit“ – Sie ist Trainingswerkzeug: korrekt genutzt, macht sie Freilauf mit Hund erst möglich.
Du willst deinen Hund richtig erziehen und möchtest dich darüber austauschen?
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- und ein Umfeld, in dem auch schwierige Fragen Raum haben
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