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Impulskontrolle Hund – So lernt dein Hund Selbstbeherrschung

Impulskontrolle / Frustrationstoleranz – Die Unterschiede

Frustrationstoleranz ist die Fähigkeit die Nichterfüllung eines Wunsches AUSHALTEN zu können. Impulskontrolle nennt man die Beherrschung, dem eigenen Wunsch zu WIDERSTEHEN und seine Emotionen und das daraus resultierende Handeln bewusst zu kontrollieren. Man nennt die Impulskontrolle auch Selbstbeherrschung. Für eine funktionierende Impulskontrolle, sprich Selbstbeherrschung, muss dein Hund in der Lage sein Frust aushalten zu können und daher sind diese beiden Begriffe sehr eng miteinander verbunden.

Bei der Fähigkeit zur Impulskontrolle spielt auch der Charakter des Hundes eine Rolle. Ben, der Hund meiner Schwägerin, interessiert sich nicht die Bohne dafür, wenn eine Katze, Rehe oder Hasen vor seiner Nase entlanglaufen. Nicht, weil er eine außergewöhnlich tolle Impulskontrolle hat oder perfekt erzogen ist, sondern nur, weil es für ihn keinen Reiz darstellt. Anders verhält es sich bei schwarzen Vögeln. Die findet Ben extrem spannend und er muss all seine vorhandene Impulskontrolle zusammenkratzen, um nicht sofort den los zu hetzen.

Hier noch ein paar Beispiele für Impulskontrolle im Alltag:

  • Der Futternapf ist prall gefüllt, aber dein Hund sitz da und wartet auf dein OK.
  • Dein Hund bleibt brav sitzen, während der geliebte Ball fliegt.

 

Wie äußert sich eine fehlende Impulskontrolle?

Ein Hund ohne Impulskontrolle handelt impulsiv. Er gibt seinem inneren Bedürfnis/Wunsch ohne Nachzudenken sofort nach. Selbstbeherrschung ist ihm fremd. Ein impulsiv handelnder Hund lebt mit starken Einschränkungen. Er wird von seinen Mitmenschen in der Regel als unangenehm und belastend empfunden. Dieser Hund lässt sich nur schwer in den Alltag des Besitzers integrieren. Spaziergänge und Zusammentreffen mit anderen Menschen oder Tieren werden zur Zerreißprobe.

Beispiele für impulsives Handeln sind: Dein Hund….

  •  rast ungebremst auf andere Hunde zu –> Freilauf Hund
  •  springt dich oder auch Besucher an –> Anspringen abgewöhnen
  •  jagt Jogger oder Radfahrer
  •  rennt zu Passanten und bellt diese lautstark an

 

Ursachen für fehlende Impulskontrolle

Vorweg sei erwähnt, dass eine fehlende Impulskontrolle nicht automatisch ein Fehler in der Erziehung sein muss. Erziehungsfehler als Ursache sind zwar weit verbreitet, jedoch kommen auch noch andere Ursachen in Frage.

Genetische Veranlagung:

Eine fehlende Impulskontrolle kann eine rassebedingte genetische Veranlagung sein. Ob diese genetische Veranlagung allerdings zu einer Begabung oder zu einer Belastung für Hund und Besitzer wird, hängt einzig und allein von den Bedingungen ab. Diese Rahmenbedingungen findet der Hund bei seinem Besitzer. Sprich: du hast es in der Hand!

Lebt zum Beispiel ein reizempfänglicher und impulsiver Hütehund in einem sehr lebhaften Haushalt ohne Regeln, Grenzen, Strukturen und vor allem ohne sinnvolle Beschäftigung, so wird sich mit ziemlicher Sicherheit Problemverhalten entwickeln und der Hund zur Belastung.

Lebt der gleiche Hund dagegen in einer Familie, die ihm Regeln, Grenzen, Strukturen, ausreichende Ruhephasen und eine seinem Typ angepasste sinnvolle Beschäftigung bieten, so wird dieser Hund ein toller und entspannter Alltagsbegleiter sein.

Charakterliches Merkmal:

Ein Hund mit einem ruhigen und ausgeglichenen Wesen lässt Erziehungsfehler zu, ohne dass sich daraus gleich Probleme im Alltag oder an der Leine entwickeln. Bei einem sehr temperamentvollen und impulsiv veranlagten Hund reichen dagegen schon kleine Nachlässigkeiten in der Erziehung aus. Daraus können Probleme im alltäglichen Umgang und auch an der Leine entstehen.

Veranlagung durch das Muttertier:

Eine fehlende Impulskontrolle kann auch in die Wiege gelegt worden sein. Ein gestresstes, nervöses und impulsives Muttertier steht unter dauerhaftem Einfluss vom Stress-Hormon Cortisol. Schon im Bauch der Mutter stehen dadurch auch die Welpen unter dem Einfluss des Cortisols und können nach der Geburt ebenfalls zu nervösem und impulsivem Verhalten neigen. Daher ist es ungemein wichtig, die Herkunft und das Umfeld des Welpen persönlich zu betrachten.

Anzeichen einer Verhaltensstörung beim Welpen sind zum Beispiel:

  • Starke Unruhe,
  • schnelles hochpushen
  • wenig Schlaf
  • häufiges Bellen
  • ständiges Fiepen.

Die typischen „5 Minuten“ eines Welpen sind davon ausgenommen und völlig normal. Beruhigt sich dein Welpe aber nicht, schläft kaum und ist immer auf Habachtstellung, so musst du als Besitzer handeln und erzieherisch entgegenwirken. Durch eventuelle Erziehungsfehler kann sich bleibendes unerwünschtes Verhalten entwickeln.

Chronische Erkrankungen:

Eine fehlende Impulskontrolle kann auch Ausdruck einer ernsthaften Erkrankung sein. Leidet dein Hund zum Beispiel unter chronischen Schmerzen, Juckreiz oder chronischen Erkrankungen der Schilddrüse, Nieren, Nebennieren oder der Leber, so kann auch das eine Ursache für impulsives Verhalten sein. Unglücklicherweise werden unerkannte chronische Erkrankungen leider häufig mit einem allgemeinen Ungehorsam des Hundes erklärt. Solltest du also im Training und in der Erziehung trotz größter Bemühungen keine Fortschritte machen, so lass deinen Hund unbedingt von einem Tierarzt untersuchen.

 

Impulskontrolle des Hundes verbessern

Das Gehirn eines jungen Hundes ist genau wie bei einem Kind noch in der Entwicklung und demnach nicht fertig ausgebildet. Der sogenannte präfrontale Cortex ist ein Teil des Gehirns und für die Planung, Impulskontrolle und Sozialverhalten zuständig. Darum fällt es gerade jungen Hunden in vielen Situationen schwer, Ruhe zu bewahren.

Ruhe und Impulskontrolle lernt dein Hund nach und nach durch von dir aufgestellte Regeln und Grenzen. Auch mal die Fassung zu verlieren gehört zum Lernen dazu. Nur so kannst du deinem Hund zeigen, was für dich erwünschtes und was unerwünschtes Verhalten ist. Durch deine souveräne und ruhige Führung werden nach und nach immer mehr Vernetzungen im Gehirn angelegt, die zu einer immer zuverlässigeren Impulskontrolle führen.

Achtung!

Sitzt dein Hund absolut zuverlässig abwartend da, wenn der Ball fliegt so heißt das noch lange nicht, dass er genauso brav sitzen bleibt, wenn eine Katze vor seiner Nase entlangläuft. Impulskontrolle kann also immer nur situationsbedingt geübt werden und lässt sich nicht automatisch auf andere Situationen übertragen.

Impulskontrolle fördern:  kleine Änderungen im Alltag – große Wirkung!

Obwohl dein Hund aktuell kein ernsthaftes Problemverhalten zeigt, so trifft er dennoch den ganzen Tag in vielen kleinen Situationen Entscheidungen. Das führt dazu, dass dein Hund nur über sehr wenig Impulskontrolle verfügt. Er weiß genau, wie er das Verhalten seines Menschen steuern kann und der Mensch steht ahnungslos daneben und wundert sich, dass der Hund in gewissen Situationen einfach nicht gehorcht. Der Hund lernt im Zusammenleben mit dir, dass er in eurer Beziehung die Entscheidungen trifft.

Beispiele für Entscheidungen deines Hundes: Er….

  • bestimmt wann du aufstehst
  • zieht dich aufgeregt durch die Tür
  • bestimmt das Tempo an der Leine
  • rennt nach dem Ableinen ungefragt los
  • bringt dir den Ball nur wenn er Lust dazu hat usw.

Dein Hund lernt täglich, dass Aufregung und impulsives Verhalten ihn zum Ziel bringt und das er dich und dein Verhalten damit prima beeinflussen und steuern kann. Daher zeigen wir dir nun, wie du bereits in kleinen alltäglichen Situationen deinem Hund zu mehr Impulskontrolle verhelfen kannst, umso unerwünschtem Verhalten vorzubeugen.

 

Dein Hund weckt dich

Widerstehe dem Drang es niedlich zu finden und deinen Hund noch zu streicheln und drauf einzugehen, wenn er dich mit nasser Zunge im Gesicht weckt. Damit sagst du deinem Hund, dass du gerne von ihm geweckt wirst und die Stunde länger Schlafen eh überbewertet wird. Schick deinen Hund also konsequent weg, wenn er dich ungefragt weckt. Dazu schau dir am besten nochmal das Video „Führung übernehmen: Grenzen setzen!“ an.

 

Hund zieht dich aus der Haustür

Kein Hund muss so dringend sein Geschäft erledigen, dass es nur an straffer Leine möglich ist. Es ist lediglich eine schlechte Angewohnheit, die du deinem Hund beigebracht hast. Schau dir dazu gern nochmal das Video „Hilfe, mein Hund zieht schon an der Haustür!“ an. Darin beschreibe ich dir, wie du innerhalb weniger Minuten vernünftig und vor allem an lockerer Leine aus der Haustür herauskommst.

 

Dein Hund zerrt dich zur Freilaufstelle

Leine deinen Hund nicht immer an der exakt gleichen Stelle ab, denn das merkt er sich genau und wird dich von Tag zu Tag immer heftiger zu dieser Stelle ziehen. Variiere die Stelle also und leine deinen Hund auch nur dann ab, wenn er sich benimmt und die Leine locker ist. Selbst wenn die Leine anfänglich nur für 2-3 Sekunden locker ist.

Dein Hund soll lernen, dass eine straffe Leine nicht zum Ziel führt, eine lockere Leine aber schon. Hake anfänglich vor dem Ableinen 1-2 Finger unters Halsband, damit dein Hund dir nicht ohne dein OK abdüst. Gibt dein Hund dir Blickkontakt, so löst du die Finger und schickst ihn in den Freilauf. Tipps, wie du die Orientierung deines Hundes im Freilauf an dir verbesserst, findest du in unserem Video „Leine ab – Hund weg?

 

Dein Hund fordert bellend nach dem Ball

Forderndes Verhalten deines Hundes sollte nie zum Ziel führen, da sich dieses Verhalten sonst verstärkt. Steck den Ball also direkt wieder in die Tasche, sofern dein Hund forderndes Verhalten zeigt und hol den Ball erneut raus, wenn dein Hund ruhig ist. Erst dann fliegt der Ball. Zum Thema Ballspiel und damit verbundene Impulskontrolle machen wir dir demnächst noch ein detailliertes Video, damit dein Hund kein Balljunkie wird. Das ist besonders bei impulsiv veranlagten Hunden wichtig, da man solche Hunde mit sinnlosen Ballspielen verrückt machen und unerwünschtes Verhalten, wie z.B. Radfahrer oder Jogger jagen, fördern kann.

 

Dein Hund springt dich bei deiner Rückkehr freudig und aufgeregt an:

Schau dir dazu unser Video „Anspringen abgewöhnen“ an, in dem wir dir alles detailliert erklären.

 

Hund hüpft ungefragt ins oder aus dem Auto:

Dein Hund sollte erst auf dein Kommando hin ins Auto hineinhüpfen, ansonsten lernt er schon vor der Autofahrt, dass Aufregung und impulsives Verhalten erwünscht und zielführend ist. Leine deinen Hund an. Öffne die Kofferraumklappe wortlos ein kleines Stück und schließe sie vorsichtig wieder, sofern dein Hund Ansätze zeigt hineinhüpfen zu wollen. Arbeite dich langsam bis zur offenen Klappe vor und gib deinem Hund dann das ok zum Einsteigen.

Wenn dir das zu lange dauert, kannst du alternativ auch vor der geschlossenen Kofferraumtür ein Sitz abfordern, die Klappe öffnen und deinen Hund dann per ok ins Auto einladen. Stelle beim Sitz ggf. einen Fuß auf die Leine, damit dein Hund nicht selbstständig ins Auto hüpfen kann. Das Leinenende behältst du in der Hand, damit dein Hund dich nicht umreißt, wenn er doch Anstalten macht ins Auto zu springen.

Aussteigen

Beim Aussteigen gilt das Gleiche. Schließe die Kofferraumtür vorsichtig, sofern dein Hund sich einfach so durch die entstehende Lücke quetschen möchte. Falls dir dein Hund dann doch ab und zu mal entwischt, lass während der Fahrt eine dünne Hausleine (ohne Schlaufe) an deinem Hund. In diesem Fall kannst du ihn dann beim Fluchtversuch an der Leine zu fassen kriegen und ihn wieder wortlos zurück ins Auto setzen und einen neuen Versuch starten.

Das ist wichtig, damit dein Hund lernt, dass er nicht eigenständig entscheidet. Wartet dein Hund nun kurz bei offener Kofferraumtür ab, so gibt es dein OK und er darf rausspringen. Lass deinen Hund dann vor dem Auto noch mal sitzen, damit du die Kofferraumtür in Ruhe schließen kannst. Steht dein Hund dabei ständig wieder auf, so korrigierst du ihn ruhig, aber bestimmt.

 

Dein Hund bleibt nie ruhig im Körbchen liegen

Sorge dafür, dass dein Hund ausreichende Ruhephasen hat. Setze ihm Grenzen, wenn er dich verfolgen möchte oder ständig rastlos durch die Wohnung rennt. Räum sein Spielzeug weg und beschäftige dich nicht weiter mit ihm, damit er nicht ständig auf Aufmerksamkeit von dir hofft oder sie einfordert. Schau dir dazu auch nochmal unsere Videoreihe über Frustrationstoleranz und Raumverwaltung, also Grenzen setzen, an.

Solltest du mit deinem Training auf der Stelle treten, so such dir auf jeden Fall einen kompetenten Hundetrainer in deiner Nähe, der dich und deinen Hund persönlich unterstützt und dir für euch passende Tipps und Hilfestellung gibt.

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1 Kommentar zu „Impulskontrolle Hund – So lernt dein Hund Selbstbeherrschung“

  1. Mein Hund ist die ganze Zeit am Schreien,bellen und Zerren ,wenn sich auf dem Hundeplatz ein anderer Hund im Hoopersparkur befindet und schnell bewegt. Radfahrer stören ihn nicht, aber läuft ein Hund neben dem Rad geht die Post ab.. was kann ich tun? Lecker los werden ignoriert.

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