Inhalt
- 1 Warum Fehler in der Hundeerziehung ganz normal sind
- 2 Fehler 1: Die Alpharolle – ein Relikt aus der “Alphawurf Hund”-Zeit
- 3 Fehler 2: Wissen ersetzt keine Erfahrung
- 4 Fehler 3: Zu hohe Erwartungen an mich und meinen Hund
- 5 Fehler 4: Zu viel Gerede, zu wenig Kommunikation
- 6 Fehler 5: Die Zeit mit dem Hund als selbstverständlich nehmen
- 7 Fazit: Hundeerziehung braucht Herz, Wissen und Reflexion
Wenn du deinen Hund erziehen willst und dabei typische Fehler vermeiden möchtest, bist du hier genau richtig. Ich nehme dich mit auf meine ganz persönliche Reise mit meinem ersten Hund Dexter, und zeige dir, welche Fehler ich gemacht habe – und was ich heute anders machen würde. Du bekommst praktische Tipps, reflektierte Erfahrungen und ehrliches Wissen über die Hundeerziehung. Und ja, auch der berüchtigte “Alphawurf Hund” wird kritisch beleuchtet.
Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Warum Fehler in der Hundeerziehung ganz normal sind
Hundeerziehung ist kein Sprint. Es ist ein Marathon, gespickt mit Emotionen, Missverständnissen und, ja – einer Menge Fehler. Ich weiß das, weil ich doch einige davon gemacht habe. Als mein erster Hund Dexter 2015 bei uns einzog (er war 10 Wochen alt), wollte ich alles richtig machen. Ich hatte schöne Vorstellungen davon, wie das Leben mit Hund aussehen soll.
Die Realität sah leider anders aus: viel Frust, Missverständnisse und manchmal auch Zweifel, ob man es wirklich schaffen kann. Heute verstehe ich ganz gut, wie Hunde ticken – aber die Grundlage dafür war eine ganze Menge eigener Irrtümer.
Fehler 1: Die Alpharolle – ein Relikt aus der “Alphawurf Hund”-Zeit
Der erste große Fehler in meiner Hundeerziehung war ein echter Klassiker: die sogenannte „Alpharolle“. Vielleicht kennst du das auch – du liest ein paar Bücher, hörst dich im Bekanntenkreis um, stößt auf den Begriff „Alphawurf Hund“ und denkst: Okay, so funktioniert das also. Man muss dem Hund zeigen, wer der Boss ist. Dominanz etablieren. Klar führen. Schließlich stammt der Hund doch vom Wolf ab, oder?
Als Dexter mit 10 Wochen zu uns kam, kannte ich noch genau diese Denkweisen. Ich wollte alles richtig machen, aber mein Bild davon, wie man einen Hund erzieht, war völlig veraltet. Also probierte ich es aus. Ich drehte Dexter – einen völlig überforderten, kleinen Welpen – auf den Rücken. Die berühmte Alpharolle. Warum? Weil ich dachte, ich müsste ihm zeigen, wer das Sagen hat. Ich wollte vermeiden, dass er „dominant“ wird. Ich dachte, so funktioniert Hundeerziehung.
Doch was ich stattdessen sah, war ein Blick voller Unsicherheit und Misstrauen. Dexter wehrte sich nicht,. Und ich wusste in diesem Moment: Das fühlt sich nicht richtig an. Ich hatte gerade den ersten tiefgreifenden Fehler meiner Hundemama-Karriere gemacht.
In der modernen Hundeerziehung weiß man: Vertrauen, Sicherheit und Kommunikation auf Augenhöhe sind der Schlüssel. Nicht Einschüchterung oder Macht. Der „Alphawurf Hund“-Mythos hat vielen Hundehaltern geschadet – und leider auch vielen Hunden.
Wenn du deinen Hund erziehen willst, dann brauchst du keine Dominanzspiele. Du brauchst Klarheit, Struktur und vor allem Beziehung. Hunde orientieren sich an dem, was sie sicher durch den Alltag führt – nicht an Angst.
Tipp: Lass dich nicht von altmodischen Konzepten verunsichern. Heute wissen wir, dass gewaltfreie Hundeerziehung langfristig zu besseren Ergebnissen führt. Wenn du deinen Hund wirklich erziehen willst, dann beginne mit Empathie, nicht mit Kontrolle.Ich hatte vom „Alphawurf Hund“ gelesen, der als Leitbild für Dominanz und Rangordnung stand. Das Ergebnis? Ein zutiefst verunsicherter Welpe und ein fürchterlich schlechtes Gefühl in meinem Bauch.Statt Unterwerfung: Schaffe Sicherheit, arbeite mit Verständnis und baue Vertrauen auf. Dein Hund ist kein Gegner, sondern dein Partner.
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Was “Alphawurf Hund” wirklich bedeutet – und warum du davon loskommen solltest
Der Begriff „Alphawurf Hund“ begegnet einem früher oder später fast zwangsläufig, wenn man sich mit Hundeerziehung beschäftigt. Er stammt aus einer Zeit, in der man davon ausging, dass Hunde wie Wölfe in streng hierarchischen Rudelstrukturen leben und der Mensch sich als „Alphatier“ durchsetzen muss, um Respekt zu erhalten. Klingt erstmal logisch – ist aber wissenschaftlich längst überholt.
Die Idee des „Alphawurf Hund“ basiert auf veralteten Wolfsstudien, bei denen Wölfe in Gefangenschaft beobachtet wurden. In solchen künstlich zusammengewürfelten Gruppen entstehen zwangsläufig Spannungen und Machtkämpfe. In der freien Wildbahn – und erst recht im Familienhund-Alltag – sieht das völlig anders aus. Hunde sind soziale Mitbewohner, keine Rivalen. Sie brauchen Orientierung, Sicherheit und Vertrauen, keine Dominanz.
Wenn du deinen Hund erziehen willst, vergiss das Bild vom Rudelführer mit eiserner Hand. Die moderne Hundeerziehung orientiert sich an Beziehung statt an Rangordnung. Du musst nicht dominant sein, du musst verlässlich sein. Dein Hund braucht keinen Chef, sondern einen Partner.
Tipp: Der „Alphawurf Hund“ ist ein Irrtum mit Folgen. Lass ihn los. Konzentriere dich auf Kommunikation, Kooperation und klare, faire Strukturen. Das schafft Verbindung – und genau darum geht’s in der Hundeerziehung wirklich. Die Vorstellung, dass der Mensch sich als „Rudelführer“ durchsetzen muss, führt oft zu unsicheren Hunden, gestressten Haltern und einer Beziehung, die auf Kontrolle statt Vertrauen basiert. Sei ein Führungsvorbild, kein Diktator. Dein Hund folgt dir, wenn er dir vertraut – nicht, weil du ihn einschüchterst.
Fehler 2: Wissen ersetzt keine Erfahrung
Nach dem ersten Schock über meine eigene Naivität bei der Alpharolle war mein nächster Schritt klar: Ich wollte es besser machen. Also begann ich 2016 eine Ausbildung zur Hundetrainerin. Ich verschlang Bücher, hörte Podcasts, besuchte Seminare und lernte alles über Lerntheorien, Konditionierung und die Bedeutung von Körpersprache in der Hundeerziehung. Mein Gedanke war: Wenn ich genug weiß, kann ich meinen Hund perfekt erziehen.
Aber ganz ehrlich? So wichtig Wissen auch ist – es ersetzt keine echte Erfahrung mit einem lebendigen, fühlenden Wesen. Ich konnte zwar jeden Fachbegriff herunterbeten und wusste in der Theorie, wie man einen Hund erzieht. Doch im Alltag mit Dexter merkte ich schnell: Die Praxis sieht anders aus.
Dexter war kein Lehrbuchhund. Er war sensibel, verspielt, neugierig – aber auch schnell überfordert. Ich versuchte, unsere Trainings nach Plan zu gestalten, systematisch und korrekt. Doch oft war ich so sehr im „richtig machen“-Modus, dass ich vergaß, auf Dexter zu hören. Ich reagierte technisch, aber nicht empathisch. Ich war streng mit mir selbst und verlor dabei das, was Hundeerziehung eigentlich ausmacht: Beziehung.
Wenn du deinen Hund erziehen willst, dann ist Fachwissen ein wertvoller Schatz – aber eben nur ein Teil des Ganzen. Es braucht Gefühl, Anpassungsfähigkeit und ein offenes Herz. Hunde kommunizieren auf feinen Ebenen, und kein noch so gutes Theorieskript kann dir sagen, wann dein Hund gerade eine Pause braucht oder innerlich abschaltet.
Tipp: Hundeerziehung ist keine akademische Disziplin, sondern ein Zusammenspiel aus Wissen, Erfahrung und Bauchgefühl. Mach Fehler, lerne daraus, beobachte deinen Hund und bleib neugierig. Der „perfekte Plan“ existiert nicht – aber eine echte Verbindung schon. Wissen ist wichtig, aber nicht alles. Beobachte deinen Hund, lerne ihn wirklich kennen und hab den Mut, auch mal loszulassen.
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Fehler 3: Zu hohe Erwartungen an mich und meinen Hund
Ich wollte, dass Dexter funktioniert. Dass er mit 12 Wochen Rückruf kann, bei Fuß läuft, sich unter Ablenkung ablegt. Ich hatte eine Art innerliche Checkliste – und mit jedem Punkt, der nicht klappte, wuchs der Druck.
Der Spaziergang wurde zur Prüfung. Ich achtete nicht auf ihn, sondern auf das, was “nicht funktioniert”. Dabei überforderte ich uns beide. Heute weiß ich: Lernen ist ein Prozess, der viele Wiederholungen benötigt. Und Beziehung entsteht nicht durch Leistung, sondern durch Verbindung.
Tipp: Reduziere die Erwartung, erhöhe die Aufmerksamkeit für deinen Hund. Kleine Fortschritte sind die wahren Erfolge.
Fehler 4: Zu viel Gerede, zu wenig Kommunikation
Ich muss gestehen: Ich rede gern. Als Dexter bei uns einzog, habe ich mit ihm gesprochen, viel. „Na komm, mein Süßer, jetzt gehen wir Gassi, ja? Oh schau mal, ein anderer Hund, aber du bleibst jetzt bitte ruhig…“ Ich redete und redete, als könnte mein Hund Deutsch verstehen – inklusive Nebensätzen und Tonfallvariationen.
Aber Dexter verstand nur Bahnhof. Denn Hundeerziehung funktioniert nicht über viele Worte. Wenn du deinen Hund erziehen willst, brauchst du keine langen Monologe, sondern klare, verständliche Signale. Hunde sind Körpersprachen-Profis. Sie achten auf Blickrichtung, Körperspannung, Bewegungsmuster. Sprache? Ist für sie nur ein kleines Puzzlestück – und bei zu viel Gerede oft ein störendes Rauschen im Hintergrund.
Ich merkte das spätestens beim Rückruf. Ich rief nicht nur „Hier!“, sondern startete ganze Erklärdialoge. Ergebnis: Dexter blieb stehen, schaute mich an – und wartete vermutlich darauf, dass ich endlich fertig war. Kommunikation ist keine Einbahnstraße, sondern ein gegenseitiges Wahrnehmen. Und ich hatte es versäumt, wirklich zuzuhören.
Tipp: Wenn du Hundeerziehung wirklich effektiv gestalten willst, lerne die Sprache deines Hundes. Nutze klare, kurze Kommandos. Ein Wort – eine Bedeutung. Und setze vor allem auf Körpersprache. Dein Hund liest dich sowieso die ganze Zeit – du musst nur lernen, was du ihm wirklich zeigst.Und Dexter? Schaute mich an wie ein Mensch, der in eine Fremdsprache getaucht ist. Denn Hunde kommunizieren körperlich, nicht sprachlich. PS: Natürlich sollst du auch mit deinem Hund reden dürfen, das mache ich natürlich auch, aber nicht, wenn ich etwas von ihm möchte.
Fehler 5: Die Zeit mit dem Hund als selbstverständlich nehmen
Das ist der Abschnitt, der mir beim Schreiben am meisten unter die Haut geht. Das ist nicht wirklich ein Fehler, denn es ist total menschlich!
Dexter war mein erster Hund. Unser gemeinsamer Start war holprig, voller Lernkurven und Zweifel, aber auch von so viel Liebe und Verbindung geprägt. Und wie das Leben eben so spielt, verschiebt man Dinge, weil man glaubt, sie später noch machen zu können: den besonderen Spaziergang, das gemeinsame Foto, das Training ohne Druck, einfach nur, weil es Spaß macht.
Im Alltag ging oft die Leichtigkeit verloren. Ich war so fokussiert darauf, alles richtig zu machen, den Hund gut zu erziehen, Fehler zu vermeiden, dass ich manchmal vergaß, wie schön eigentlich jeder Tag mit ihm war.
Als Dexter 2021 viel zu früh starb, traf mich das wie ein Schlag. Der Schmerz war so groß und der Verlust tat so weh, dass ich dachte, ich könnte nie wieder einen Hund haben. Und doch war da auch eine Erkenntnis: Die Zeit mit unseren Hunden ist begrenzt. Sie ist kostbar. Und sie verdient unsere volle Aufmerksamkeit – jetzt. 1,5 Jahre hat es gedauert, bis ich mich wieder mit dem Gedanken anfreunden konnte, einen neuen Hund aufzunehmen. Und dann stand Klausi da.
Tipp: Hundeerziehung ist wichtig, aber sie sollte nie den Blick auf das Wesentliche verstellen: die Beziehung. Nimm dir jeden Tag bewusst Zeit für deinen Hund. Nicht nur zum Trainieren, sondern zum Lachen, Kuscheln, Beobachten. Denn diese Momente sind es, die bleiben.Sein Tod war ein Schock. Und eine Erkenntnis: Die Zeit mit deinem Hund ist endlich, wertvoll und sie verdient es, bewusst gelebt zu werden.
Fehler erkennen, ohne sich zu schämen
Der größte Fehler, den ich anfangs gemacht habe? Zu denken, ich dürfte keine Fehler machen. Dass ich als Hundebesitzerin alles “im Griff” haben muss.
Aber Fehler sind Lernchancen und sie gehören zum Leben dazu. Immer. Sie zeigen dir, wo du noch wachsen kannst, und geben dir die Gelegenheit, es besser zu machen.
Tipp: Verzeih dir selbst. Dein Hund tut es jeden Tag.
Fazit: Hundeerziehung braucht Herz, Wissen und Reflexion
Wenn du deinen Hund erziehen willst, mach dir bewusst: Es geht nicht um Perfektion. Es geht um Beziehung. Um Verstehen. Um Zuhören. Und manchmal auch darum, alte Konzepte wie den “Alphawurf Hund” bewusst loszulassen.
Jeder Fehler, den ich gemacht habe, war ein Schritt in Richtung mehr Klarheit, mehr Sicherheit und mehr Verbindung. Und wenn ich dich dabei begleiten darf, deinen eigenen Weg zu finden, dann ist dieser Text nicht nur ein Rückblick – sondern ein Anfang.
Und falls du dabei Unterstützung möchtest, wirf gerne einen Blick in den Rudel Club. Dort bekommst du praxisnahe Webinare und persönliche Begleitung, um dein Wissen über Hundesprache verstehen zu vertiefen und sicher im Alltag umzusetzen.
Tipp: Du möchtest mehr über konsequentes Training erfahren? Dann schau dir unseren Online-Kurs „Der hört ja aufs Wort – Das Einmaleins des Grundgehorsams“ an.
