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Bindung zum Hund aufbauen I Die Persönlichkeit des Hundes einschätzen

Bindung zum Hund aufbauen: Die Hunde-Persönlichkeit

Du möchtest Bindung zum Hund aufbauen und spielst dennoch, selbst bepackt mit tollem Futter oder einem Spielzeug, häufig nur eine Nebenrolle für deinen Hund. Ob eine fehlende Bindung dafür verantwortlich ist und welche Rolle der Charakter deines Hundes für den Aufbau einer Bindung spielt, erfährst du in diesem Artikel.

 

Bindung zum Hund aufbauen durch Erziehungsmethoden?

Eine häufige Ursache für eine unzureichende Bindung zum Hund sind Erziehungsmethoden, die den Charakter des Hundes nicht ausreichend berücksichtigen. Diese Erziehungsmethoden legen oft den Fokus auf die Verwendung und Ausführung von Kommandos. Gerade sehr selbstsichere Hunde wirken oftmals geradezu genervt, wenn ihr Besitzer seine eigene Wichtigkeit durch die Verwendung diverser Kommandos unterstreichen möchte.

Damit du Bindung zum Hund aufbauen kannst, ist es absolut nebensächlich, ob und wie viele Kommandos dein Hund beherrscht. Wirklich wichtig ist, den Charakter deines Hundes zu kennen, mit all seinen positiven als auch negativen Eigenschaften. Die von dir als negativ empfundenen Facetten solltest du deinem Hund nicht vorwerfen, sondern ein Gespür dafür entwickeln, warum er diese negativen Verhaltensweisen zeigt. Nur mit dem richtigen Gespür für deinen Hund kannst du in Konfliktsituationen einen Zugang zu ihm finden und etwas an seinem Verhalten ändern.

 

Bindung zum Hund aufbauen – Das macht der Charakter des Hundes aus

Der Charakter des Hundes wird zum Teil durch Erbanlagen bestimmt und durch im Laufe des Lebens erlernte Reaktionen und Verhaltensweisen. Erbanlagen unterscheiden sich u.a. rassebedingt. Hunde mit einer angeborenen Skepsis oder Wachsamkeit gegenüber Fremden, können z.B. das Leben in der Stadt schwierig gestalten. Neben den Erbanlagen beeinflussen auch bisher gemachte Erfahrungen die Persönlichkeit deines Hundes. Insbesondere bei Hunden, die aus dem Tierschutz adoptiert werden, sind die bisherigen Erfahrungen des Hundes noch unbekannt. Diese zeigen sich häufig erst im Zusammenleben mit dem neuen Besitzer.

 

Beispiel an meiner Hündin Amy

Ich adoptierte meine damals 1-jährige Hündin Amy aus dem Tierschutz. Ihre freundliche und lebhafte Art gefiel mir, doch ich musste nicht allzu lange warten, bis sie mir auch noch eine andere Seite präsentierte. Als ein Bekannter zu Besuch war, holte sich Amy Streicheleinheiten von ihm ab. Der Hund meines Bekannten sah dies und wollte ebenfalls gestreichelt werden, doch er hatte nicht mit Amy gerechnet. Blitzschnell schoss sie nach vorne und signalisierte klipp und klar: „Verzieh dich! Das sind jetzt meine Streichelhände, auch wenn sie an deinem Besitzer hängen!“

Amy´s Verhalten hat mich in dem Moment nachhaltig sehr enttäuscht. Ich fokussierte mich ab diesem Zeitpunkt mehr auf ihre negativen Eigenschaften. Das ist zwar menschlich, um Bindung zum Hund aufbauen zu können, aber kontraproduktiv. Wie wir dieses Problem gelöst haben, erfährst du am Ende des Artikels.

 

Bleib realistisch!

Definiere die Persönlichkeit deines Hundes bitte niemals ausschließlich durch die von dir als negativ empfundenen Eigenschaften. Bleib realistisch in deiner Einschätzung und überprüfe mal genau, wie viele Minuten des Tages es zu unerwünschtem Verhalten kommt und wie oft es harmonisch zwischen euch läuft. Vermeide dabei pauschale Aussagen!

Statt Nutze lieber
Mein Hund ist aggressiv Er reagiert auf zu stürmische Artgenossen aggressiv
Mein Hund hat Angst Er reagiert ängstlich, wenn sich fremde Personen frontal nähern

 

Nimm die von dir als negativ empfundenen Eigenschaften deines Hundes zur Kenntnis und arbeite an diesen Baustellen. Sofern du allein keine Verbesserungen erreichst überlege, dich von einem Hundetrainer und Verhaltensberater unterstützen zu lassen.

 

Bindung zum Hund aufbauen – Der Persönlichkeitstest

Um im Alltag und auch im Training bestmöglich mit deinem Hund zu harmonieren und Bindung zum Hund aufbauen zu können, musst du zunächst herausfinden, welcher Temperaments- und Charaktertyp dein Hund ist. Denn je nach Charakter bzw. Temperament muss der Umgang ein anderer sein, wenn du Fortschritte machen möchtest.

 

A-Typ & B-Typ

Beim Temperament des Hundes unterscheidet man zwischen A-Typ und B-Typ. Beide Typen werden zusätzlich in stabil und instabil unterteilt. Die folgende Aufstellung soll dir helfen, deinen Hund besser einzuschätzen. Bedenke aber, dass eine genaue Abgrenzung nicht immer möglich ist.

 

  A-Typ B-Typ
  extrovertiert, erkundungsfreudig, wagemutig introvertiert, zurückhaltend, benötigt Motivation
Stabil – eher Drang nach vorne- Fähigkeit sehr souverän mit stressigen Situationen umzugehen – ruhig und gelassen- bleibt souverän bei stressigen Situationen
Instabil – weniger souverän im Umgang mit stressigen Situationen- neigt zu Überreaktionen – in Konfliktsituationen eher auf Rückzug bedacht- kann bei anhaltender Bedrohung auch aggressiv reagieren

 

Fragen für den Persönlichkeitstest

Die folgenden Fragen sollen dir helfen, deinen Hund noch besser einzuschätzen. Je besser du einschätzen kannst, wer dein Hund ist, umso leichter kannst du Bindung zum Hund aufbauen. Mach dir am besten eine Liste und notiere dir die Antworten. Die folgenden Antworten sind als Hilfestellung gedacht. Du solltest dabei eigene Worte finden.

Frage

A-Typ

B-Typ

Wie verhält sich dein Hund gegenüber anderen Menschen oder Artgenossen? Mein Hund sucht aktiv den Kontakt, egal ob freundlich oder unfreundlich. Er ist eher zurückhaltend, abwartend und versucht sein Gegenüber erstmal einzuschätzen.
Wie reagiert dein Hund auf Veränderungen, zum Beispiel ein Fahrrad das plötzlich eines Morgens auf der Gassirunde im Wald steht? Er nähert sich dem Fahrrad neugierig an und beschnüffelt es vielleicht sogar. Mein Hund hält erstmal Abstand, denkt nach und nähert sich, wenn überhaupt, nur sehr zögerlich an.
Wie reagiert dein Hund in einer für ihn als bedrohlich empfundenen Situation (Menschen, Hunde, Umweltreize)? Mein Hund schießt sofort nach vorne, nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Er reagiert gehemmt und ist auf Konfliktvermeidung und auf Rückzug bedacht. Er sucht evtl. Schutz bei dir.
Wie verhält sich dein Hund allgemein auf Umweltreize? Er ergreift übermotiviert die Initiative und fühlt sich für jeden spannenden Reiz verantwortlich. Mein Hund analysiert die Situation und wägt ab, ob es überhaupt Sinn macht Energie zu verschwenden.

 

Beschreibe anschließend den Charakter deines Hundes und notiere alle Adjektive, die dir in Verbindung mit deinem Hund in den Sinn kommen. Sei dir dabei bewusst, dass es sich bei der Beschreibung deines Hundes um deine subjektive Sicht handelt. Meine Hündin Amy würde ich mit den folgenden Adjektiven beschreiben: reizempfänglich, bewegungsfreudig, neugierig, kooperativ, kuschelig, unsicher, impulsiv und besitzergreifend.

 

Persönlichkeitstest – Die Auswertung

Nach Beantwortung der Fragen hast du eine Tendenz, ob dein Hund eher dem extrovertierten A-Typ oder dem introvertierten B-Typ entspricht und ob er sich stabil oder instabil zeigt.

Schreibe nun auf, was du dir aufgrund deiner eigenen Persönlichkeit von deinem Hund wünschst. Vergleiche deine Wünsche mit den Persönlichkeitsattributen deines Hundes, die du dir zuvor notiert hast. Gibt es an vielen Stellen eine Deckungsgleichheit oder behandelst du deinen Hund bisher wie den Hund, den du dir vorstellst, der er aber aufgrund seiner Persönlichkeit gar nicht ist? Ist das der Fall, so kann das sehr hinderlich sein, um eine innige Bindung zum Hund aufbauen zu können. Du solltest dich daher, aufgrund deiner Auswertung, eher auf die Attribute konzentrieren die dein Hund mitbringt, statt auf die, die du dir wünscht.

Im Beitrag „Bindung aufbauen“ erkläre ich dir weitere wichtige Aspekte, die du in euerm Miteinander berücksichtigen solltest.

 

Bindung zum Hund aufbauen – So entsteht Bindung

Bindung zum Hund entsteht, wenn zwei Persönlichkeiten aufeinander treffen, die Verständnis füreinander entwickeln und sich gut ergänzen. Überlege in diesem Zusammenhang, ob die Persönlichkeit deines Hundes und deine Persönlichkeit bereits gut ineinander greifen.

Nehmen wir mal Amy und mich als Beispiel. Unsere Persönlichkeiten decken sich sehr gut, es gibt jedoch eine Ausnahme: meine (frühere) Neigung zu Ungeduld und Frust, wenn etwas nicht so schnell klappte, wie ich mir das vorstellte. Dazu kommt Amy’s Neigung zu Überreaktionen, z.B. im Kontakt mit Artgenossen oder Menschen. Eine sehr ungünstige Mischung, denn häufig gehen Hunde schnell nach vorn, wissen aber gar nicht wie sie mit der Situation umgehen sollen.

 

Reflektiere dich selbst

Häufig sind Hundebesitzer in den Momenten, in denen der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, sehr frustriert. Gerade in Situationen, wie ich sie mit Amy erlebte, neigt man dazu, diesen Frust auf den Hund zu übertragen. Sei dir bewusst, dass das Problem mit dieser Einstellung nicht zu lösen ist und Bindung zum Hund aufbauen sehr erschwert. Als Bindungspartner deines Hundes ist es deine Aufgabe, die Schwachstellen deines Hundes auszugleichen und alternative Verhaltensweisen aufzuzeigen. Frust und Ungeduld werden dir dabei nicht helfen. Atme also erstmal tief durch, wenn du merkst, dass dich eine Situation oder ein Verhalten deines Hundes stresst oder nervt. Nur kontrolliert und gelassen könnt ihr an den Schwachstellen eures Zusammenlebens gemeinsam arbeiten.

 

Bindung zum Hund aufbauen – Das haben wir verändert

Die Angewohnheit einen Menschen gegenüber eines anderen Hundes in Besitz zu nehmen ließ sich einfach lösen. Ab sofort gab es eine feste Regel, wenn ein Mensch mit Hund zu Besuch kam. Der Mensch muss Amy von sich wegschicken, sofern sie sich ohne Einladung nähert. Er signalisiert Amy damit, dass er als Ressource nicht zur Verfügung steht und somit auch nichts zu verteidigen gibt.

Im Kontakt mit anderen Artgenossen schätze ich als Amy’s Bindungspartner ab, ob der sich nähernde Artgenosse positive Absichten hat oder nur zum Pöbeln vorbeischauen will. Es ist meine Aufgabe Amy Sicherheit zu vermitteln. Aufdringliche Hunde halte ich auf Abstand, da Amy’s soziale Fähigkeiten nicht ausreichen und sie somit überfordert wäre. Positive Kontakte lasse ich dagegen zu, damit Amy durch diese wertvollen Kontakte lernen kann.

Im Beitrag „Tut nix Hund“ findest du weitere Tipps wie du mit einem sich ungefragt nähernden „Tut-nix-Hund“ umgehen solltest.

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5 Kommentare zu „Bindung zum Hund aufbauen I Die Persönlichkeit des Hundes einschätzen“

  1. Hallo liebes DOG´s TV- Team, ich spiele seit einigen Monaten mit dem Gedanken, wieder einen 4-beinigen Begleiter in mein Leben zu holen. Ich gehe seit 3 Wochen regelmäßig mit einer Schäferhündin (Mix) spazieren und versuche schon bevor sie zu mir kommt eine Bindung aufzubauen. Das letzte Mal haben wir schon das Zusammentreffen mit anderen Hunden aus unserem Freundeskreis geübt. Das war anfänglich ein ziemliches Chaos, aber eure Videos und Tipps habe ich jetzt umso mehr verstanden und sie haben tatsächlich schnell Wirkung gezeigt. Nachdem ich meine Körpersprache verändert hatte, liefen beide Hunde ruhig und fast nebeneinander. Ich bin zuversichtlich, dass ich an mir arbeiten kann, jedoch habe ich immernoch bedenken was die Eingewöhnung an geht. Vielleicht habt ihr noch einen Tipp für mich wie lange ich bei einem erwachsenem Hund aus dem Tierschutz, der eher unsicher ist, brauche um ihn mal allein lassen zu können.
    Ich danke Euch sehr für die tollen Videos. Das hat mir schon sehr viel geholfen und ich bin schon ganz gespannt mit meiner Hündin zu trainieren! Herzliche Grüße

  2. Wir haben seit 7 Wochen einen 7 Monate altes Mischling Mädchen. Ziemlich sicher eine Dalmatiner drin. Schaue mir regelmäßig eure Beiträge an. Finde sie sehr gut, vor allem den Beitrag Hunde verstehen, ist sehr gut. Weiter so.

    1. Hallo Ursi, vielen Dank für dein nettes Feedback. Dir weiterhin ganz viel Freunde mit deinem Vierbeiner. Viele Grüße dein DogsTV Team

    1. Vielen Dank für deine tolles Feedback liebe Renate 😀 Wir drücken die Daumen für maximalen Erfolg in der Umsetzung. Liebe Grüße dein DogsTV Team

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