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Trennungsangst behandeln
Ein Hund mit Trennungsangst wird häufig schon unruhig, wenn der Besitzer sich auf sein Weggehen vorbereitet. Dazu gehören Schuhe anziehen, die Jacke greifen oder auch die Schlüssel hinlegen. Der Hund erkennt diese Handlungen als Vorboten für das Weggehen des Besitzers und sein Stress-Level steigt bereits jetzt, obwohl der Besitzer noch anwesend ist. Das Stress-Level des Hundes erreicht häufig nach ca. 20 bis 30 Minuten des Alleinseins den Höhepunkt und sinkt anschließend bei manchen Hunden wieder um ein paar Stufen herab. Andere Hunde stehen wiederum dauerhaft bis zur Rückkehr des Besitzers unter gleichbleibend starkem Stress.
Bist du dir nicht sicher, ob dein Hund wirklich an Trennungsangst leidet, schau dir ergänzend zu diesem Artikel unseren Beitrag „Trennungsangst erkennen!“ an.
Trennungsangst richtig diagnostizieren
Zur genauen Diagnose der Trennungsangst fertige zunächst 2 detaillierte Listen mit genauen Zeitangaben an. Diese Listen sollen dir helfen, das Ausmaß der Trennungsangst bei deinem Hund zu erkennen.
Deine tägliche Routine
Fertige zunächst eine Liste an und schreibe dir jedes Detail, ab dem Weckerklingeln bis hin zum Verlassen der Wohnung, mit den Zeitangaben auf. Ebenso notierst du das Verhalten deines Hundes bei der Anwesenheit sowie Abwesenheit. Für deine Abwesenheit benötigst du eine Videoüberwachung, um das Verhalten deines Hundes genau zu beobachten. Deine Liste könnte in etwa so aussehen (KURZFORM):
Um das Verhalten deines Hundes auch während deiner Abwesenheit beurteilen zu können benötigst du eine Videoüberwachung, wie z.B. die Furbo Hundekamera.
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Die folgenden 10 Fragen helfen dir bei der Erstellung der Liste, sowie für die Beurteilung der Schwere der Trennungsangst:
- Wird dein Hund schon während deiner Anwesenheit unruhig? Wenn ja, wann genau?
- Steigert sich die Unruhe und das Stress-Level deines Hundes in bestimmten Situationen?
- Rührt dein Hund bereitgelegtes Futter oder Spielsachen an?
- Welche Stress-Symptome zeigt dein Hund? Hechelt, speichelt, uriniert, bellt oder jault er?
- Zerstört dein Hund bestimmte Gegenstände oder auch Bereiche nahe der Haustür?
- Bellt oder jault er eher fordernd in tiefer Tonlage oder ängstlich/panisch in höherer Tonlage?
- Ist sein Körper und seine Rute aufgerichtet oder ist sein Körper gekrümmt und die Rute niedrig getragen oder sogar eingeklemmt?
- Nach wie viel Minuten des Alleinseins erreicht dein Hund den Höhepunkt seines Stress-Levels?
- Wann entspannt sich dein Hund wieder, bzw. entspannt er sich überhaupt?
- Führen Reize außerhalb der Wohnung, wie z.B. ein vorbeifahrendes Auto oder Geräusche im Flur, zur erneuten Auslösung der Trennungsangst?
Trennungsangst behandeln – Die Trainingsgrundlagen
Nach dem Erstellen der IST-Stand Listen für dich und deinen Hund schaffst du die Basis, um das Training bei Trennungsangst beginnen zu können.
Informiere rechtzeitig deine Nachbarn
Jaulen, Bellen oder Winseln deines Hundes kann sehr störend für deine Nachbarn sein. Sei daher rücksichtsvoll und erkläre ihnen rechtzeitig die Problematik. Viele Nachbarn haben eher Verständnis dafür, dass mit dem Hund an der Trennungsangst trainiert wird, als die tägliche Geräuschkulisse hinzunehmen. Mit dem Verständnis deiner Nachbarn trainiert es sich dann gleich viel besser und entspannter.
Überprüfe das Futter deines Hundes
Das Futter deines Hundes hat Einfluss auf sein Verhalten. Minderwertige Futterzutaten können durch eine unzureichende Versorgung mit wichtigen Aminosäuren zu einem Serotonin-Mangel im Körper führen. Ein Serotonin-Mangel wiederum kann unerwünschtes Verhalten, wie Aggressivität, Hyperaktivität oder auch Angststörungen begünstigen. Hundefutter, welches überwiegend aus Getreide oder Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie besteht kann zu Unverträglichkeiten oder auch Allergien führen. Das dadurch hervorgerufene körperliche Unwohlsein deines Hundes kann ebenfalls negative Auswirkungen auf das Alleinsein haben.
Wie du minderwertige Futterzutaten erkennst, ist im Beitrag „Gesundes Hundefutter erkennen“ erklärt.
Schimpfen verboten
Sei dir deiner eigenen Stimmung bewusst, denn innerlich angespannt oder gestresst brauchst du das Training gar nicht erst beginnen. Negative Energie führt bei einem verunsicherten Hund zu noch mehr Verunsicherung und der Wunsch in deiner Nähe sein zu wollen wird noch größer. Es geschieht also genau das, was du für das Training überhaupt nicht gebrauchen kannst. Ebenso wichtig ist es, dass du berechenbar für deinen Hund agierst. Reflektiere also deine bisherigen Führungsqualitäten. Verstrickst du dich derzeit noch häufig in lange Diskussionen und schaukelst dich dabei emotional hoch? Oder kommunizierst du bereits deutlich und ruhig mit deinem Hund, sodass er deine Vorgaben akzeptiert und daraufhin entspannt.
Bestrafen verboten
Neben negativen Emotionen ist auch Bestrafung absolut kontraproduktiv. Bestrafe deinen Hund also niemals für etwas, dass er während deiner Abwesenheit angestellt hat und lass auch während deiner Abwesenheit zerstörte Dinge unkommentiert.
Finger weg von Anti-Bell-Halsbändern! Diese scheinen in manchen Fällen tatsächlich zu funktionieren, allerdings unterdrücken sie lediglich das Bellen oder Jaulen deines Hundes. Für jedes Bellen wird dein Hund durch einen Sprühstoß bestraft. Er wird daher zwar weniger bellen oder jaulen, die Trennungsangst des Hundes wird aber dadurch keineswegs reduziert. Dein Hund leidet weiterhin, nur ohne Bellen.
Sorge für stressfreie Tage
Unsicherheit und Angst führen im Gehirn zur Aktivierung des limbischen Systems, welches für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Die Arbeit der Großhirnrinde, welche für rationales Denken und Lernen zuständig ist, wird dabei gehemmt. Um lernfähig zu sein müssen also zunächst die Stresshormone im Körper abgebaut werden. Der Abbau der Stresshormone benötigt bis zu 7 stressfreie Tage, daher solltest du deinen Hund vorerst nicht alleine lassen. Jede weitere Panikattacke führt zur erneuten Ausschüttung von Stresshormonen und macht dein bisheriges Training damit zunichte.
Gib deinem Hund Planungssicherheit
Führe feste Spaziergang- und feste Ruhezeiten ein, denn eine täglich gleichbleibende Routine verhilft einem unsicheren Hund zu mehr Sicherheit. Für Ruhephasen kann der Einsatz einer Hundebox hilfreich sein, sofern diese in der Vergangenheit nicht als Strafe genutzt wurde.
Wie du deinen Hund an die Box gewöhnst findest du im Beitrag „Gewöhnung an die Hundebox“.
Trennungsangst behandeln – Die Trainingsschritte
Plane zu Beginn des Trainings ausreichend Urlaub ein und organisiere für die Übergangszeit nach deinem Urlaub Unterstützung durch Familienmitglieder, Freunde oder einen Dogwalker. Sofern du allein keine Fortschritte machst, lass dich von einem/-r kompetenten Hundetrainer*in unterstützen.
Nachdem du die Basis für ein erfolgreiches Trainieren der Trennungsangst geschaffen hast, fährst du mit den folgenden Schritten fort.
Angemessene Auslastung schaffen
Dein Hund muss seine überschüssige Energie täglich beim Spaziergang abbauen können, damit er zu Hause entspannen kann. Aber Achtung! Das tägliche Spiel mit der Ballschleuder oder tägliches Toben mit dem Hundekumpel macht nur kurzfristig müde, fördert jedoch langfristig innere Unruhe und impulsives Verhalten.
Achte daher auf eine, für deinen Hund angemessene, Auslastung. Solltest du Tipps benötigen, wie du deinen Hund richtig auslasten kannst, schau dir den Beitrag „Stadthunde beschäftigen“ oder „Beschäftigung Hund“ an.
Grenze dich situativ ab
Noch bevor du deinen Hund tatsächlich in der Wohnung alleine lässt, beginnst du mit kurzen Trennungsphasen innerhalb der Wohnung, damit dein Hund nach und nach immer besser allein klarkommt. Lass dich nicht auf Schritt und Tritt von deinem Hund verfolgen. Richte Tabu-Zonen ein, die dein Hund nicht betreten darf. Die Küche, das Bad, das Sofa oder auch ein Teppich sind Zonen, bei denen du mit deinem Hund das Abgrenzen üben kannst. Verweise deinen Hund freundlich, aber durchsetzungsfähig aus der jeweiligen Tabu-Zone. Denke aber immer daran, sobald du hektisch oder genervt agierst, verstärkst du den Wunsch deines Hundes dir folgen zu wollen.
Löse Schlüsselreize auf
Damit dein Hund entspannter auf dein Weggehen reagieren und seine Trennungsangst überwinden kann, müssen zunächst die stressauslösenden Vorboten deines Weggehens bedeutungslos werden. Langweile deinen Hund, indem du dich mehrere Tage lang mehrmals am Tag emotionslos an- und wieder ausziehst. Nutze dafür deine Jacke oder deine Schuhe. Schnapp dir mehrmals am Tag deine Schlüssel und lege sie wieder weg. Sobald dein Hund darauf nicht mehr reagiert, steigerst du den Reiz, indem du die Wohnung verlässt, die Tür schließt und sofort wiederkommst.
Anfänglich wird dein Hund noch beunruhigt zu dir laufen, nach einigen Tagen jedoch nur noch gelangweilt schauen, wenn du zur Haustür gehst. Ab diesem Zeitpunkt dehnst du die Zeit außerhalb der Wohnung aus. In extremen Fällen steigerst du in 2 bis 5 Sekunden Schritten, denn dein Hund sollte zu keinem Zeitpunkt in alte Muster verfallen und bellen oder jaulen.
Hinweis:
Notiere dir die Zeiten, um einen Überblick zu haben wie lange es gut läuft und wann es kippt. Aller Anfang ist schwer, doch wenn dein Hund nach einer Woche Training für 5 Minuten entspannt zu Hause bleibt, so ist das bereits ein großer Erfolg auf den du aufbauen kannst. Im Beitrag „Alleinbleiben trainieren“ erfährst du einen hilfreichen Zusatz-Trick, dank dem dein Hund deine Anwesenheit als nachteilig empfindet und deine Abwesenheit als etwas Positives.
Ständige Aufmerksamkeit erschwert das Training an der Trennungsangst
Damit die Umstellung vom gemeinsamen Spaziergang zum Alleine bleiben nicht so groß ist, solltest du die Wohnung nicht direkt nach dem Spaziergang verlassen. Überprüfe bei der Gelegenheit auch, ob du dazu neigst deinen Hund zu Hause ständig im Blick zu haben und auf forderndes Verhalten deines Hundes einzugehen. Beides erschwert das Training bei Trennungsangst immens.
Vor deinem tatsächlichen Weggehen ignorierst du deinen Hund ca. 10 Minuten aktiv. Aktiv ignorieren heißt: Den Hund nicht mehr anschauen, nicht mehr ansprechen und nicht mehr anfassen. Selbst ein Blick aus dem Augenwinkel ist verboten, denn schon dann ignorierst du deinen Hund nicht mehr.
Hund mit Trennungsangst verabschieden?
Mitleidige Abschiedsworte oder traurige Blicke sind ebenfalls tabu. Deine sorgenvolle Energie würde sich auf deinen Hund übertragen und die Situation verschlimmern. Wenn du zum Abschied gern etwas sagen möchtest, dann wähle ein emotionsloses „Hau rein!“ und sei bei deiner Rückkehr genauso cool wie beim Verlassen der Wohnung. Ein kurzes „Hallöchen!“ reicht aus. Sollte dein Hund dich überschwänglich begrüßen wollen, so schicke oder bringe ihn freundlich, aber ohne lange Diskussionen auf seine Decke und begrüße ihn erst, wenn er sich entspannt hat.
Trennungsangst behandeln – Zusätzliche Tipps
Finde zunächst durch Ausprobieren heraus, was deinem Hund das Alleinsein erleichtert. Manche Hunde entspannen besser, wenn das Radio oder der Fernseher im Hintergrund läuft. Ein Thundershirt, welches sehr eng am Hundekörper anliegt, kann ebenfalls eine beruhigende Wirkung auf Hunde mit Trennungsangst haben. Lege es allerdings nicht immer erst kurz vor deinem Weggehen an, da es sonst zu einem neuen stressauslösenden Vorboten für deinen Hund werden könnte.
Diese Produkte lohnen sich zu testen, da sie das Alleinebleiben für deinen Hund angenehmer machen können und das Training an der Trennungsangst unterstützen.
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