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Entwicklungsphasen des Hundes in der Hundeerziehung

Die Entwicklungsphasen und ihre Tücken

Es ist wichtig, dass du dich mit den unterschiedlichen Entwicklungsphasen deines Hundes auseinandersetzt, um ihn und sein Handeln besser zu verstehen. In manchen Entwicklungsphasen ist es völlig normal, dass dein Hund dich fleißig auf die Probe stellt und dabei unermüdlich an deinen Nerven sägt. Selbst als Hundetrainer bleibt man von den hündischen Entwicklungsphasen und dem damit verbundenen unerwünschtem Verhalten nicht verschont. Geduldig und verständnisvoll, aber auch konsequent dranbleiben heißt die erfolgsversprechende Devise! Sei dir gewiss: Dein Hund tut niemals etwas, um dich zu blamieren oder zu ärgern, sondern schlichtweg aus einer Überforderung oder aus Unerfahrenheit heraus.

 

Die 8 Entwicklungsphasen des Hundes

Die genannten Zeiträume der Entwicklungsphasen sind ungefähre Angaben, da sie von Hund zu Hund und auch rasseabhängig abweichen können.

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1. Vorgeburtliche Phase

Die erste der Entwicklungsphasen des Hundes ist die vorgeburtliche Phase, auch pränatale Phase genannt. Die Prägung des Welpen beginnt bereits im Mutterleib vor der Geburt. Leidet die Mutter beispielsweise unter Mangelernährung oder unter Stress, so verändert das ihren Hormonhaushalt. Die ausgeschütteten (Stress)Hormone wie Cortisol werden schon im Mutterleib an die Welpen weitergegeben und haben bereits jetzt Einfluss das zukünftige Verhalten der Welpen. Solche Welpen verfügen oftmals über kein gutes Nervenkostüm und neigen zu Überreaktionen, Unsicherheiten oder ängstlichem Verhalten.

 

2. Neugeborenenphase

Von der Geburt an bis zum ca. 12. Lebenstag ist der Welpe noch blind und taub. Lediglich seine Nase ist von Anfang an einsatzfähig, jedoch noch nicht voll entwickelt. Auch kann der Welpe winseln, um auf sich aufmerksam zu machen. Er kann Temperaturunterschiede fühlen und hat einen Geschmacks- und Tastsinn. Selbstständig Harn oder Kot absetzen kann der Welpe bis zur ca. dritten Lebenswoche nicht. Dafür benötigt er die Hilfe seiner Mutter, die den Kotabsatz durch Leckstimulation anregt.

Die Sozialisierung der Welpen sollte schon in dieser frühen Phase durch den Züchter beginnen. Milder Stress, wie die Gewöhnung an verschiedene Untergründe, Temperaturunterschiede, Streicheln und Halten fördern ein ausgeglichenes Wesen. Zudem erhöht es die Widerstandskraft gegen gewisse Krankheiten.

 

3. Übergangsphase

Ab dem ca. 13. Lebenstag bis zur ca. 3. Lebenswoche wird der Welpe aktiver und unabhängiger. Die Augen öffnen sich, wobei die Sehkraft zunächst noch nicht voll entwickelt ist. Gegen Ende der dritten Lebenswoche öffnen sich auch die Ohren und die ersten Zähne beginnen zu wachsen.

 

4. Sozialisationsphase

Ab der ca. 4. Lebenswoche bis zum maximal 4. Lebensmonat durchlebt der Welpe die kritischste, aber gleichzeitig auch wichtigste Phase seines Lebens. In dieser Entwicklungsphase wird die Basis für zukünftiges Verhalten gegenüber anderen Menschen, anderen Tieren und auch gegenüber Umwelt- oder Alltagsreizen gelegt. Was dein Welpe in diesen ersten vier Monaten seines Lebens nicht kennenlernt, wird von ihm unter Umständen ein Leben lang mit Skepsis, Angst oder sogar Aggression betrachtet. Die Sozialisation des Welpen beginnt bereits ab der 4. Lebenswoche beim Züchter im heimischen Umfeld und innerhalb des eigenen Rudels.

Der Welpe zieht bei dir ein

Den Rest der Sozialisationsphase erlebt dein Hund bei dir, sobald der Welpe im Alter von ca. 8 bis 10 Wochen zu dir zieht. In den verbleibenden Wochen der Sozialisationsphase sollte dein Welpe alle Umweltreize, mit denen er in seinem künftigen Zusammenleben mit dir konfrontiert wird, nun kennen lernen.

Beispiele:

– andere Tiere, die in deinem Haushalt leben (damit dein Hund diese künftig als Sozialpartner und nicht als Beute betrachtet)

– Gewöhnung an Kinder und fremde Menschen

– fremde Hunde

– Bahn- und Busfahren (sofern das zu deinem Alltag gehört)

– Autofahren

– verschiedene Geräusche und Gerüche

– Gewöhnung an Treppen oder Fahrstuhl

Eine optimal genutzte Sozialisationsphase ist wie eine lebenslange Schutzimpfung für den stressfreien Umgang mit diversen Reizen. Du solltest aber unbedingt darauf achten, deinen Welpen nicht zu überfordern. Setze ihn wohldosiert und in kleinen Schritten diesen Reizen aus.

Tipp:

Hunde kannst du übrigens auch mit in den Baumarkt nehmen. Bei einer kleinen Tour im Einkaufwagen durch den Baumarkt lernt dein Welpe bereits viele Gerüche und Geräusche kennen.

Eine fehlende oder auch schlechte Sozialisationsphase sorgt dagegen dafür, dass du unter Umständen ein Leben lang die ein oder andere Baustelle mit deinem Hund haben wirst.

Achtung: Erste Angstphase!

Zwischen der ca. 8. und 12. Lebenswoche macht der Welpe innerhalb der Sozialisationsphase eine sogenannte erste Angstphase durch. Diese Angstphase dauert zwischen einer und drei Wochen an. Stressige Ereignisse sollten in dieser Zeit dringend vermieden werden, da angstauslösende Erlebnisse zu einer lebenslangen Aversion führen können.

 

5. Juvenile Phase / „Der Grundschüler“

Die 5. Der Entwicklungsphasen des Hundes ist die juvenile Phase oder Pubertät. Diese endet um den 6. bis 9. Lebensmonat mit dem Erreichen der Geschlechtsreife. Mental reif ist dein Hund aber noch lange nicht. Die Selbstständigkeit des Hundes, sowie die Freude am Grenzen austesten, nehmen in dieser Phase zu.

In dieser Phase heißt es geduldig, aber auch durchsetzungsfähig zu sein! Du solltest immer deine Nerven bewahren und mit innerer Ruhe weiterhin am erwünschten Verhalten deines Hundes arbeiten.

Die Freude am Lernen nimmt ab, da jeder Grashalm für deinen Hund mitunter wichtiger zu sein scheint als du es bist.

Der Zahnwechsel!

Ab dem ca. 3. bis 4. Lebensmonat beginnt der Zahnwechsel, der mit dem ca. 6. bis 7. Lebensmonat abgeschlossen ist. Bei größeren Hunderassen erfolgt der Zahnwechsel in der Regel eher als bei kleinen Hunderassen. Oft bekommt der Besitzer den Zahnwechsel gar nicht mit, da die Milchzähne ausfallen und häufig verschluckt werden. Probleme beim Zahnwechsel können sich durch erhöhte Temperatur oder Durchfall ankündigen. Auch das Futter zu verweigern oder an Möbeln oder anderen Dingen zu knabbern kann ein Hinweis auf Probleme beim Zahnwechsel sein. Es kommt vor, dass ein Milchzahn noch nicht ausgefallen ist, während der bleibende Zahn bereits durchbricht. Sofern du Probleme beim Zahnwechsel vermutest, so suche bitte einen Tierarzt auf, um deinem Junghund Linderung zu verschaffen.

Tipp! 

Verzichte während des Zahnwechsels auf Zerr- oder Apportierspiele, um deinem Hund keine Schmerzen zuzufügen und die Zähne nicht zu beschädigen. Biete deinem Hund stattdessen naturbelassene Kauartikel an, dank denen er sich selbst Linderung verschaffen kann. Deine Möbel werden es dir danken!

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6. Adoleszenz / „Der Teenager“

Mit dem ca. 6. bis 9. Lebensmonat geht die Pubertät nahtlos in die Adoleszenz über, die bis zum Erwachsensein des Hundes anhält.  Der Drang, die Welt immer mehr entdecken zu wollen, erhöht sich nun. Die Distanz zum Hundehalter wird im Freilauf größer und Rückrufe scheinen gar nicht mehr zu funktionieren. Das „Pubertier“ nabelt sich ab.

Wegen Umbau vorübergehend geschlossen

Nun spielt auch das genetisch bedingte Verhalten, wie Hüten, Jagen oder Bewachen eine immer größere Rolle für den Hund. Eine Hündin durchlebt zudem ihre erste Läufigkeit. Ein Rüde beginnt, falls noch nicht geschehen, sein Bein zu heben. Die Hormone fahren Achterbahn und das Gehirn des Hundes scheint wegen Umbauarbeiten vorübergehend geschlossen zu sein. Vorherige Lernerfolge, die im Gehirn schon als gefestigt galten, werden bei dem Umbau des Gehirns gekappt und es kommt zu Erinnerungslücken. Daher ist nicht jedes „nicht gehorchen“ deines Hundes auch automatisch ein „nicht gehorchen wollen“.

Als Halter benötigst du nun die richtige Balance zwischen Konsequenz und Verständnis! Du solltest nun eine Führungsrolle deinem Hund gegenüber einnehmen, ohne diese körperlich durchzusetzen. Durch souveräne Führung vermittelst du deinem Hund Sicherheit im Sozialgefüge.

Zu viel Konsequenz und Reglementierung kann zu Auseinandersetzungen und Machtkämpfen mit deinem Hund führen und nachhaltig die Bindung stören. Ebenso kann sie dazu führen, dass dein Hund sich vielleicht verunsichert zurückzieht.

Zu wenig Konsequenz und Reglementierung führt dazu, dass dein Hund über die Stränge schlägt und sich unerwünschtes Verhalten festigt.

Schau dir hierzu den Beitrag „Führung übernehmen / Grenzen setzen“ an.

Achtung: Zweite Angstphase!              

Zwischen dem ca. 6. und 14. Lebensmonat kann eine zweite Angstphase stattfinden. Diese dauert ebenfalls zwischen einer bis drei Wochen an. Der Hund wirkt unter Umständen vorsichtiger oder ängstlicher im Umgang mit ihm bereits bekannten, aber auch mit unbekannten Reizen. Auch in dieser Phase sollten traumatische Erlebnisse vermieden werden, da sie sich langfristig auf das Verhalten des Hundes auswirken können.

 

7. Adulte Phase / „Der Erwachsene“

Zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr hat dein Hund seine emotionale und soziale Reife erreicht und ist endlich erwachsen. Kleine Hunderassen sind in der Regel eher erwachsen, also emotional und geistig fertig gereift, als große Hunderassen. Manche große Spätentwickler erreichen erst mit 3 oder 4 Jahren die erwachsene Reife. Bei vielen Hunden nimmt in dieser Phase das Interesse an anderen Hunden und auch das Spielverhalten merklich ab. Du kannst endlich aufatmen und das Endergebnis deiner Erziehung bewundern.

Dir gefällt das Ergebnis nicht, weil du es in den vergangenen Entwicklungsphasen doch hast zu sehr schleifen lassen? Keine Sorge! Es ist nie zu spät an unerwünschtem Verhalten zu arbeiten, denn Hunde sind niemals zu alt, um etwas Neues zu lernen!

 

8. Senior / „Der Rentner“

Im Alter von ca. 7 bis 8 Jahren wird dein Hund zum angehenden Rentner, wobei kleinere Hunderassen das Rentenalter erst mit 10 bis 12 Jahren erreichen, da sie insgesamt eine längere Lebenserwartung haben. Der Hund braucht nicht mehr ganz so viel Bewegung wie früher und auch der Körper zeigt unter Umständen erste Schwächen. Ein tierärztlicher Gesundheitscheck sollte daher mindestens einmal im Jahr erfolgen.

 

Fazit!

Jede der Entwicklungsphasen birgt ihre erzieherischen Herausforderungen, die es gemeinsam zu meistern gilt. Umso wichtiger ist es, dass du deinem Hund allseits als fairer Sozialpartner zur Seite stehst, um erwünschtes Verhalten nach und nach zu festigen. Ein entspannter Alltagsbegleiter auf vier Pfoten ist dein Lohn dafür!

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