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Hund bellt andere Hunde an I SOS-Tipp bei Leinenaggression

Dein Hund bellt andere Hunde an, wenn du mit ihm unterwegs bist und auf andere Hunde triffst? Oder bringen ihn andere Reize, wie Radfahrer oder Katzen dazu, an der Leine zu eskalieren? Gerade bei großen Hunden hat man häufig Schwierigkeiten, sie an der Leine sicher zu halten. In diesem Artikel bekommst du für genau solche extremen Situationen einen SOS-Tipp.

Beachte: Für Welpen- oder Junghund-Besitzer ist dieser Tipp nicht geeignet!

Hund bellt andere Hunde an – Ursachen

Starke Überreaktionen an der Leine entstehen häufig durch negative Erfahrungen mit bestimmten Reizen oder auch aufgrund fehlender Erfahrungen. Leinenaggression gibt es nicht nur gegenüber anderen Hunden, auch unterschiedliche Reize können Frust an der Leine auslösen. Wir kennen das als Leinenaggression. Um erfolgreich daran arbeiten zu können, solltest du die verschiedenen Gründe für Leinenaggression kennen.

Verschiedene Ursachen für Leinenaggression

Je nach Gewichtsklasse deines Hundes kann es eine kräftezehrende Angelegenheit sein, wenn dein Hund mit voller Kraft in die Leine springt. Gerade in einer sehr belebten Gegend hast du kaum Möglichkeiten, den auslösenden Reizen auszuweichen. Deine negativen Vorahnungen beim Start in den Spaziergang lassen diesen kaum zu einer gemütlichen und entspannten Gassirunde werden. Dein Hund bellt andere Hunde an? Das führt häufig dazu, dass der Hundehalter peinlich berührt seinen Hund weiterzerrt und Konfliktsituationen sich in der Intensität und Häufigkeit erhöhen.

Leinenaggression – Die Realität

Stresshormone

Im Moment der Eskalation an der Leine werden nicht nur bei dir, sondern ganz besonders auch bei deinem Hund diverse Stresshormone im Körper freigesetzt. Diese Stresshormone lassen das Nervenkostüm deines Hundes dünner und seine Reaktion auf folgende Reize stärker werden. Damit beginnt ein Teufelskreis, da starker Stress Lernerfolge verhindert. Es ist daher sehr wichtig, die stressigen Ausraster deines Hundes in Form der Leinenaggression in der Anzahl und Intensität so gering wie möglich zu halten.

Vermeidung

Manche Hundetrainer*innen geben den Tipp, den stressauslösenden Reiz für einige Wochen komplett zu meiden, damit der Hund erst einmal Ruhe finden kann. Neben dieser wochenlangen Vermeidung wird der Hund parallel in einem kontrollierten Umfeld auf Distanz an den jeweiligen Reiz gewöhnt. Diese Vorgehensweise ist zwar sehr vernünftig, aber für Menschen die in der Stadt wohnen und die Begegnung mit konfliktauslösenden Reizen nicht steuern können, unrealistisch.

Meine Erfahrungen

Meine Hündin Amy kam als Tierschutzhund aus dem Bundesstaat New Mexiko in den USA. Städtische Reize kannte sie bis zu unserem Umzug nach Potsdam gar nicht. Besonders auf Radfahrer in der Stadt hat Amy mit einer starken Leinenaggression reagiert.

Wie ich das Radfahrerproblem erfolgreich gelöst habe und wie du das Training auch auf problematische Hundebegegnungen übertragen kannst, erfährst du im Beitrag Clicker bei Leinenaggression. Das dort beschriebene Training hat ca. 50% meines Erfolges ausgemacht. Die restlichen 50% bestanden aus unserer bereits stabilen Erziehungsbasis, sowie einem besonderen Führsystem. Für mich war das Führsystem, auf das ich später noch ganz ausführlich eingehe, der Durchbruch.

Hund bellt andere Hund an – SOS-Hilfe Moxonleine

Um das Stresslevel deines Hundes auf niedrigem Niveau und den Hund sicher zu halten, bietet sich eine Moxon- oder Retrieverleine mit Zugstop an. Diese Leinen sind Halsband und Leine in einem und können unter anderem zu einem Kopfhalfter umfunktioniert werden. Über den Kopf kann ein Hund nur einen Bruchteil der Kraft aufwenden, die er sonst ins Halsband oder Geschirr gibt. Bei einer Leinenaggression kann sich dein Hund mit Hilfe des Kopfhalfters nicht mehr kraftvoll in die Leine stemmen und bleibt dadurch ansprechbarer und lernfähiger.

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Moxonleine oder Halti

Ähnlichkeiten zu einem Halti sind vorhanden, allerdings befindet sich der Führpunkt des Halti Headcoller unterhalb der Hundeschnauze. Bei dem Kopfhalfter aus Moxonleine befindet sich der Führpunkt zwischen den Ohren. Dadurch wird eine Schiefhaltung des Kopfes vermieden, wie man es leider häufig beim unsachgemäßen und für den Hund gesundheitsschädlichen Gebrauch eines Halti sieht.

Das solltest du unbedingt wissen, wenn du ein Halti nutzen willst

Moxonleine als Soforthilfe bei Leinenaggression?

Ein Kopfhalfter bewirkt zwar direkt eine Verbesserung des Verhaltens, ist aber trotzdem kein Wundermittel. Es wird, ohne paralleles Training an der Ursache, dein Problem mit der Leinenaggression nicht allein lösen. Dein Hund reagiert durch die neue Kräfteverteilung zwar gemäßigter, findet den Reiz aber trotzdem noch genauso blöd wie vorher. Auch deine bisherige Erziehung musst du realistisch beurteilen, weil ein Kopfhalfter keine Defizite in der Erziehung ausgleichen kann. Ist dein Hund derzeit noch derjenige, der viele Dinge selber entscheidet oder einfordert und dich auf dem Spaziergang gern mal an straffer Leine zieht, musst du im Training erstmal dort ansetzen. Ohne diese Grundlagen fehlt dir die Basis für ein erfolgreiches Training der Leinenaggression.

Wenn du alleine keine Verbesserungen im Verhalten deines Hundes bewirken kannst, dann such dir bitte Unterstützung bei einem Hundetrainer vor Ort.

Moxonleine – Vorteile

Dein Hund bellt andere Hunde an und du kannst ihn kaum halten? Das Kopfhalfter aus der Moxonleine kann dir, durch die neue Kräfteverteilung zu mehr Kontrolle über deinen Hund verhelfen. Dadurch erfährt der Halter häufig mehr Selbstsicherheit im Umgang und Training an der Leinenaggression. Diese Selbstsicherheit spürt auch dein Hund. Er wird immer öfter die Erfahrung machen, dass man auch ohne großes Theater an einem anderen Artgenossen oder Radfahrer vorbeilaufen kann. Diese anfänglich kurzen Zeitfenster, in denen dein Hund ruhiger bleibt als gewohnt, solltest du positiv verstärken. Durch ein freundliches Lob oder ein besonderes Stück Futter erkennt dein Hund, welches Verhalten von dir gewünscht ist. Nach vielen Wiederholungen (das kann häufig viele Wochen dauern) wird das Kopfhalfter wieder überflüssig, weil dein Hund gelernt hat, mit stressigen Reizen umzugehen.

Die Kombination aus Erziehung, Ursachenforschung, Desensibilisierung und Management durch das Kopfhalfter sind in diesem Fall erfolgreiche Faktoren im Training.

Leinenaggression – Der richtige Einsatz der Moxonleine

Jeder Hund reagiert anders auf das erste Anlegen des Kopfhalfters. Manche Hunde reagieren total gelassen, andere wiederum wollen das ungewohnte Ding auf der Nase schnellstmöglich wieder loswerden. Du bekommst also schon beim Anlegen des Kopfhalfters Hinweise auf die Persönlichkeit deines Hundes.

Darum solltest du die Persönlichkeit deines Hundes kennen

Moxonleine – Auswahlkriterien

Nutze eine runde Moxonleine mit Zugstopp, da eine runde Leine angenehmer am Hundekopf anliegt. Der Zugstopp bewirkt, dass sich das Kopfhalfter in Konfliktsituation nicht zuzieht und zu Schäden bei deinem Hund führt. Für kleinere Hunde oder eher zarte Hundeköpfe sind 8 mm Leinenstärke ausreichend. Für größere Hunde ist eine Leinenstärke von 10 mm zu empfehlen. Während der ersten Trainingswochen solltest du deinen Hund, zusätzlich zum Kopfhalfter, immer mit Halsband oder Geschirr an normaler Führleine sichern. Die verstellbare Führleine lässt sich auch bequem um die Schulter legen, sodass beide Hände zum Bedienen der Moxonleine frei sind. Dein Hund ist zudem ausreichend gesichert, wenn er sich das Kopfhalfter anfänglich doch mal abstreifen sollte.

So legst du das Kopfhalfter an

Das Anlegen des Kopfhalfters ist mit etwas Übung ganz einfach. Verschiebe den Zugstopp so, dass du eine großzügige Schlaufe aus der Leine formen kannst. Erst lässt du deinen Hund kurz an der Schlaufe, bzw. an der Leine schnüffeln und führst die Schlaufe dann ruhig über den Kopf deines Hundes. Als nächstes nimmst du den unteren Teil der Schlaufe in die Hand, drehst die Schlaufe einmal um sich selbst und formst damit Acht. Die kleine Schlaufe legst du über den Nasenrücken deines Hundes. Für die genaue Anpassung schiebst du den Zugstop zwischen den Ohren so eng zu, dass das Kopfhalter eng am Hundekopf anliegt. Beachte, dass noch ein Finger zwischen Halfter und Hundekopf passen sollte. Überprüfe, ob weder Lefze des Hundes noch sein Fell eingeklemmt ist und die Leine nicht zu dicht an den Augen liegt. Belohne ihn anschließend mit einem Futterstück oder aus der Leberwursttube.

Tipp

Manche Hunde empfinden es als unangenehm, wenn ihnen etwas frontal über den Kopf gezogen wird. Positionier dich darum seitlich neben deinem Hund. Mach deinem Hund das Umlegen der Schlaufe schmackhaft, indem du eine Leberwursttube oder ein leckeres Futterstück vor die Schlaufe hältst. So kann dein Hund in seinem eigenen Tempo und selbständig den Kopf durch die Schlaufe führen. Sei geduldig, wenn dein Hund anfänglich kleine Unsicherheiten zeigt. Hat dein Hund den Kopf selbständig durch die Schlaufe geführt, formst du die kleine Schlaufe für den Nasenrücken und führst diese über die Nase des Hundes.

Anwendung auf dem Spaziergang 

Verwende das Kopfhalfter auf allen Abschnitten des Spaziergangs, auf denen ihr noch zu nah mit stressauslösenden Reizen konfrontiert werdet. Auch mit Kopfhalfter kann es passieren, dass dein Hund bei zu starkem Reiz seine Leinenaggression wieder zeigt. Denk daran, deinem Hund souverän Tempo und Richtung vorzugeben, denn Ziehen, Schnüffeln, Markieren oder Zickzack-Laufen sind am Kopfhalfter tabu. Wenn du den Spaziergang schon mit dem Kopfhalfter beginnst, ist eine zeitnahe kleine Pause zum Geschäfte erledigen natürlich erlaubt. Setze deinen Weg danach wieder souverän und strukturiert an kurz gehaltener, aber lockerer Leine fort. Seid ihr an geeigneter Stelle angekommen, kannst du deinem Hund das Kopfhalfter abnehmen und deinen Spaziergang im Freilauf, an der Schleppleine oder an der Führleine fortsetzen.

ACHTUNG: Lobe deinen Hund NICHT, wenn du ihm das Kopfhalfter abnimmst oder abgenommen hast.

Erklärung dazu findest du im Artikel zum Maulkorbtraining

Leinenlänge

Sofern dein Hund eine gewisse Größe nicht überschreitet, hängt dein Leinenarm lang und entspannt runter. Die Leine hast du so kurz nachgefasst, dass sie bei deinem, neben dir stehenden, Hund nur ganz leicht durchhängt. Aus dieser Ausgangsposition heraus gehst du, selbstbewusst mit aufrechtem Oberkörper und Blickrichtung nach vorn, los. Versucht dein Hund die Position neben dir nach vorne, zur Seite oder nach hinten zu verlassen, wirke während des Laufens wortlos mit kleinen Impulsen aus dem Handgelenk entgegen. Sobald dein Hund seine Position neben dir an locker durchhängender Leine wieder akzeptiert, stellst du die Impulse ein und entspannst deine Hand wieder.

Achtung

Ganz bewusst wählen wir das Wort Impulse, da diese nichts mit einem Leinenruck zu tun haben. Vermeide daher unbedingt, ruckartig an der Leine zu ziehen oder reißen, sondern gib nur ganz leichte Impulse aus dem Handgelenk.

Problemlösungen

Der hektische Hundetyp

Manchen Hunde reagieren häufig hektisch, wenn ihnen ein neues Hilfsmittel, wie das Kopfhalfter, angelegt wird. Eine gute Gewöhnung ist daher erste Priorität. Reagiert dein Hund dennoch hektisch und möchte das Halfter schnell loswerden, wenn du mit ihm losläufst, bleib unbedingt ruhig. Bleib stehen und geh sanft mit deinem Leinenarm in der Bewegung deines Hundes mit. Halte dabei eine ganz leichte Spannung auf der Leine aufrecht, damit dein Hund sich das Kopfhalfter nicht abzieht. Dein Hund wird durch dein souveränes Auftreten schnell selber merken, dass gar nichts Schlimmes passiert und sich beruhigen. Sobald sich dein Hund beruhigt, lockerst du die Leine sofort. Versucht dein Hund das Kopfhalfter mit den Pfoten abzustreifen, unterbinde das sanft mit deiner Hand. Dein Hund hat in diesem Moment Stress. Allerdings ist der bei Leinenaggression durchlebte Stress deutlich schlimmer als die wenigen Sekunden, die dein Hund für die Akklimatisierung mit dem Kopfhalfter braucht.

Leine bleibt straff 

Bleibt die Leine trotz mehrfacher kleiner Impulse aus dem Handgelenk straff, dann bringst du deinen Hund kurz zum Stehen, indem du ihn sanft mit der flachen Hand im Brustbereich stoppst. Alternativ kannst du dich auch frontal zu deinem Hund eindrehen und deine freie Hand wie eine Art Stoppschild nutzen. Warte in beiden Fällen kurz ab, bis dein Hund sich wieder auf dich konzentriert und setze dann deinen Weg souverän fort.

Impulse aus dem Handgelenk funktionieren nicht

Kommen die leichten Impulse aus dem Handgelenk bei deinem Hund nicht an, liegt es häufig daran, dass die Leine zu lang ist. In diesem Fall überprüfe und korrigiere die Leinenlänge. Ebenfalls zu lang ist die Leine, wenn dein Hund dir ständig vor die Füße läuft. Auch hier solltest du die Leine auf die richtige Länge korrigieren

FAZIT

Nach einigen Wochen des Trainings solltest du eine erhebliche Verbesserung der Leinenaggression spüren. Idealerweise hält dein Hund nun Rücksprache zu dir, sobald ein, bisher konfliktauslösender, Reiz auftaucht. Nun kannst du beginnen, das Kopfhalfter langsam auszuschleichen.

Dein Hund bellt andere Hunde an, immer noch? Solltest du keine Verbesserung bemerken, suche dir Hilfe bei einem kompetenten Hundetrainer*in bei dir vor Ort.

1 Kommentar zu „Hund bellt andere Hunde an I SOS-Tipp bei Leinenaggression“

  1. Hallo Melanie,
    du hast es zwar ausführlich beschrieben, aber ich kann mir trotzdem nicht richtig vorstellen, wie diese Moxonleinenkonstruktion richtig sitzt. Könntest du ein Foto davon posten? Tausend Dank

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