Maulkorb für Hunde I Das richtige Maulkorbtraining

Der Maulkorb für Hunde ist für viele Menschen noch immer negativ belegt, da der Maulkorb mit aggressiven Hunden gleichgesetzt wird. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig und müssen nicht automatisch etwas mit Aggression zu tun haben. Warum jeder Hund an einen Maulkorb gewöhnt sein sollte, erfährst du in diesem Artikel.

 

Maulkorb für Hunde – Tierquälerei?

Laut einer Studie von Nicole Elsing, Ivonne Spitzley und Udo Gansloßer  (siehe Buch Hund, Wolf & Co.) hat das Tragen eines Maulkorbs keine negativen Auswirkungen auf das Stress-Level eines Hundes. Das ergab die Messung des Cortisol-Spiegels von Hunden, die einen Maulkorb trugen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Hund positiv und in kleinen Schritten an den Maulkorb gewöhnt wurde. Wird der Maulkorb ohne vorherige Gewöhnung einfach über die Schnauze des Hundes gestülpt, so wirkt sich das sehr wohl negativ auf das Stress-Level des Hundes und auch auf sein Verhalten aus. Eine langfristige Verhaltensveränderung ist demnach nur möglich, wenn der Hund den Maulkorb so selbstverständlich trägt wie unsereins eine Brille.

Hund, Wolf & Co.
Medical Training für Hunde: Körperpflege und Tierarzt-Behandlungen vertrauensvoll meistern (Cadmos Hundepraxis)
Entspannungstraining für Hunde: Stress, Ängste und Verhaltensprobleme reduzieren

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Darum sollte dein Hund an einen Maulkorb gewöhnt sein

Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln

In den meisten Bundesländern ist das Tragen eines Maulkorbs in den öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht für alle Hunde. Ausgenommen sind lediglich kleine Hunde, sofern sie in einer Reisetasche oder in einer Hundebox untergebracht sind (so die Transportbedingungen des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg). Sofern dein Hund kein aggressives Verhalten gegenüber anderen Menschen oder Tieren zeigt, ist hierfür ein Maulkorb aus Kunststoff, Biothane oder Leder ausreichend.

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Maulschlaufe beim Tierarzt-Besuch

Bei schmerzhaften oder unangenehmen tierärztlichen Untersuchungen kann auch der friedlichste Hund im Affekt um sich schnappen, daher ist der Eigenschutz (für dich, den Tierarzt und das Praxispersonal) Priorität. Sogenannte Maulschlaufen werden fälschlicherweise oft als Maulkorb betitelt, obwohl sie nichts mit einem Maulkorb zu tun haben. Eine Maulschlaufe wird so eng über die Hundeschnauze gestülpt, dass der Hund seine Schnauze nur noch minimal öffnen kann. Beißen ist dem Hund mit der Maulschlaufe zwar nicht möglich, vernünftig atmen oder hecheln jedoch auch nicht. Eine Maulschlaufe ist daher nur für wenige Minuten Tragezeit gedacht, z.B. für die Behandlung beim Tierarzt und sollte niemals als Maulkorbersatz dienen.

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Giftköderprävention

Für Hunde, die unterwegs jeden Krümel vom Boden fressen ist ein Maulkorb mit Giftköderschutz sehr sinnvoll. Die Firma BUMAS fertigt maßgeschneiderte Biothane-Maulkörbe an und bietet dabei unterschiedliche Schutz-Funktionen an. Die Funktion Giftköder-Riemen verhindert, dass dein Hund auf dem Spaziergang etwas Fressbares aufnehmen kann. Die Funktion Extra Safety macht den Maulkorb besonders stabil und sicher und ist ein Muss für Hunde mit aggressiven Verhaltensweisen.

Der Maulkorb bietet deinem Müllschlucker-Hund zwar Schutz, dennoch solltest du schnellstmöglich herausfinden, warum dein Hund ständig auf der Suche nach Fressbarem ist.  Schließe einen Nährstoffmangel aus, indem du einen genauen Blick auf das Futter deines Hundes wirfst. Im Beitrag Gesundes Hundefutter erkennen ist erklärt, wie du hochwertige von minderwertigen Futterzutaten unterscheidest.

Zusätzlich solltest du mit deinem Hund einen Anti-Giftköder-Kurs in deiner Hundeschule besuchen.

 

Aggressionen gegenüber Artgenossen

Unter Hunden, egal ob sie gemeinsam in einem Haushalt leben oder sich nur beim Spaziergang treffen, kann es hin und wieder zu konfliktbehafteten Situationen kommen. Jeder Hundehalter, dessen Hund bereits in solchen Situationen verletzt wurde oder verletzt hat, weiß wie emotional derartige Konflikte unter Hunden für einen selbst sind. Die Angst vor der nächsten Eskalation wird so groß, dass Hunde beim Spaziergang teilweise keinen Kontakt mehr zu anderen Artgenossen haben oder im gemeinsamen Haushalt voneinander getrennt werden.

Die Gewöhnung an einen Maulkorb ist der erste Schritt, um gemeinsam mit einem erfahrenen Hundetrainer*in effektiv an diesen Konflikten arbeiten zu können. Hier solltest du unbedingt einen Drahtmaulkorb bevorzugen, da dieser einen hohen Beißschutz bietet. Maulkörbe aus Plastik oder Leder werden bei Aggressionsproblemen viel zu schnell durchgebissen und bieten keinen sicheren Schutz.

 

Aggressionen gegenüber Menschen

Reagiert dein Hund mit aggressiven Verhaltensweisen auf Menschen, so ist das Tragen eines beißsicheren Maulkorbs unabdingbar. Auch dafür solltest du einen Drahtmaulkorb bevorzugen, der einen hohen Beißschutz bietet. Die Verletzung eines Menschen durch einen Hundebiss hat nicht nur gesundheitliche Folgen für den Geschädigten. Darüber hinaus können dem Hundehalter enorme rechtliche Konsequenzen drohen, sowie auch eine Maulkorbpflicht durch das zuständige Veterinäramt verordnet und dein Hund als gefährlich eingestuft werden. Weitere Informationen zu gefährlichen Hunden findest du in der Hundeverordnung deines Bundeslandes.

Hinweis:

Hat dein Hund Aggressionsprobleme gegenüber Artgenossen oder Menschen, such dir unbedingt Hilfe bei einem erfahrenen Hundetrainer*in.

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Auswahlkriterien 

Den passenden Maulkorb für deinen Hund zu finden ist nicht ganz einfach. Auf Nummer Sicher gehst du, wenn du gemeinsam mit deinem Hund ein Tierfachgeschäft aufsuchst. Dort kannst du verschiedene Maulkörbe ausprobieren und dich dabei von einem Mitarbeiter beraten lassen. Da Maulkörbe trotz der Beratung durch einen Mitarbeiter häufig zu klein verkauft werden, solltest du die folgenden Kriterien für einen guten Sitz kennen.

 

Die richtige Größe

Die folgenden Kriterien für einen passenden Maulkorb geben dir Hilfestellung bei der Auswahl der richtigen Größe:

  • der Maulkorb darf nicht zu nah an den Augen anliegen
  • er darf den Nasenschwamm des Hundes nicht berühren. Der Nasenschwamm ist der meist schwarze Teil der Hundenase.
  • nach vorne muss die Nase ausreichend Platz haben
  • die Schnauze muss der Hund komplett öffnen können, um uneingeschränkt hecheln zu können
  • bei längeren Tragezeiten muss dein Hund ungehindert trinken können
  • der Nasenrücken ist idealerweise gepolstert

 

Den Hund richtig ausmessen

Egal ob du den Maulkorb im Internet bestellst oder im Tierfachhandel kaufst, du solltest deinen Hund vorher mit einem flexiblen Maßband richtig ausmessen. Die wichtigsten Maße sind:

  • Nasenlänge (von den Augen bis zur Nasenspitze)
  • Schnauzenumfang

Berücksichtige beim Ausmessen auch rassebedingte Unterschiede. Bei brachyzephalen Rassen, wie der Boxer oder die Bulldogge, ist der Unterkiefer des Hundes meistens länger als die Nasenlänge, daher solltest du eher die Unterkieferlänge nehmen. Achte auch beim Ausmessen des Schnauzenumfangs darauf, dass die Lefzen des Hundes nicht eingequetscht werden.

Beachte nun auch die Messanleitungen des jeweiligen Herstellers des Maulkorbes. Eine sehr präzise Messanleitung findest du z.B. auf der Webseite von Bumas, da diese Maulkörbe speziell für deinen Hund angefertigt werden. Hier ist ein sehr genaues Ausmessen unabdingbar, damit der Maulkorb richtig sitzt.

Wichtiger Hinweis!

Ein passender Maulkorb wirkt, bedingt durch die Nasenfreiheit und die Möglichkeit zu Hecheln, für das bloße Auge meistens zu groß. Insbesondere nach unten hin hat der Maulkorb viel Platz, die der Hund jedoch zum ungehinderten Hecheln benötigt.

 

Das richtige Maulkorbtraining

Das Maulkorbtraining dauert je nach Hund ca. ein bis drei Wochen. Beginne das Maulkorbtraining ohne Ablenkungsreize in der Wohnung. Plane mehrere kurze, über den Tag verteilte Trainingseinheiten von ca. 5 Minuten ein, die du in unterschiedlichen Räumen in der Wohnung durchführst. Übe mal im Wohnzimmer, mal im Flur, mal in der Küche, usw. Verlagere das Training erst nach draußen, wenn das Maulkorb-Training in der Wohnung einwandfrei klappt. Nimm dir Zeit und gehe erst zum nächsten Schritt über, wenn der vorherige Schritt in unterschiedlichen Umgebungen gut klappt.

 

Schritt 1: Durch den Maulkorb füttern

Lege einige Futterstücke der Tagesration deines Hundes oder Leckerlis parat. Die Anzahl der Leckerlis ziehst du von der Tagesration deines Hundes ab. Bewege dich nicht mit dem Maulkorb auf deinen Hund zu, denn das könnte zu Meideverhalten bei deinem Hund führen. Das wäre ein denkbar schlechter Start für das Maulkorb-Training. Dein Hund muss sich in seinem eigenen Tempo an den Maulkorb annähern dürfen.

Leg den Maulkorb auf deine Handinnenfläche und gib ein paar Futterstücke in den Maulkorb. Dein Hund darf diese Futterstücke nun wie aus einem Napf fressen. Wiederhole dies einige Male. Ziehe dann den mit einigen Futterstücken gefüllten Maulkorb ein Stück vom Hund weg, sodass dein Hund dem Maulkorb aktiv folgen muss, um an das Futter zu gelangen.

Nähert sich dein Hund nur zögerlich oder gar nicht dem Maulkorb, so versuche es mal mit ein paar besonders leckeren Futterstücken, wie Käse, Trockenfleisch oder auch mit Hilfe einer Leberwursttube.

 

Schritt 2: Nackenriemen hinter die Ohren legen

Füttere deinem Hund einige Futterstücke durch den Maulkorb und lege dabei den Nackenriemen locker hinter die Ohren deines Hundes, ohne diesen zu verschließen. Dein Hund soll sich an das Gefühl, dass etwas im Nacken liegt, gewöhnen können. Lobe deinen Hund mit ruhiger Stimme. Belohne ihn mit weiteren Futterstücken oder lass ihn ausgiebig aus einer Leberwursttube schlecken. Beende die Übung, wenn es deinem Hund nichts mehr ausmacht, dass der Riemen in seinem Nacken bzw. hinter den Ohren liegt.

 

Schritt 3: Nackenriemen verschließen

Füttere deinem Hund einige Futterstücke durch den Maulkorb. Lege dabei den Nackenriemen locker hinter die Ohren deines Hundes und verschließe den Nackenriemen. Ein Finger sollte noch Platz haben. Das ungewohnt feste Gefühl hinter den Ohren lässt die meisten Hunde kurz erstarren. Hilf deinem Hund sich an das ungewohnte Tragegefühl zu gewöhnen, indem du ihn ausgiebig aus der Leberwursttube schlecken lässt. Das Schlecken an einer Leberwursttube hat für die meisten Hunde eine sehr beruhigende Wirkung. Öffne den Nackenriemen nach einigen Sekunden und nimm den Maulkorb dann wieder ab. Wiederhole diese Übung mehrmals und gehe erst zum nächsten Schritt über, wenn es deinem Hund nichts mehr ausmacht, dass der Riemen im Nacken verschlossen ist.

 

Schritt 4: Mit dem Maulkorb gehen

Lege den Maulkorb an und gehe mit deinem angeleinten Hund ein paar Schritte durch die Wohnung. Belohne deinen Hund zwischendurch mit einem Futterstück oder aus der Futtertube. Versucht dein Hund den Maulkorb mit den Pfoten abzustreifen, so bleibe ruhig und korrigiere dies sanft mit deiner Hand. Sobald das Laufen mit Maulkorb in der Wohnung gut klappt verlegst du das Training in den Garten oder auf ruhige Abschnitte des Spaziergangs. Verlängere die Tragezeiten nur langsam und nimm den Maulkorb ab, wenn der Hund ein paar Sekunden oder später Minuten entspannt gelaufen ist.

 

Hinweise für das Training

 

Richtig Loben beim Maulkorbtraining

Den Hund direkt nach dem Abnehmen des Maulkorbs noch mal voller Freude zu loben, ist menschlich, kann aber das Maulkorbtraining erschweren. Aus Sicht des Hundes lobst du dabei, dass der Maulkorb nun endlich ab ist. Lobe und belohne deinen Hund daher während des Maulkorbtrainings nur solange dein Hund den Maulkorb trägt. Außerhalb des Maulkorbtrainings darfst du deinen Hund natürlich wie gewohnt loben und belohnen.

Im Beitrag Belohnen Ja / Nein ist erklärt, wann Belohnungen das Hundetraining erschweren und Trainingserfolge damit sogar verhindern.

 

Den Maulkorb generalisieren

Lege den Maulkorb nicht nur vor oder während einer Konfliktsituation an. Der Maulkorb bekommt dadurch eine negative Bedeutung für deinen Hund und würde die Konfliktsituation noch unangenehmer werden lassen. Dein Hund sollte den Maulkorb auch regelmäßig in neutralen Situationen in der Wohnung oder auf ruhigen Abschnitten des Spazierganges tragen. Schaffe zusätzlich dazu positive Erlebnisse mit Maulkorb und lass deinen Hund den Maulkorb tragen, wenn ihr zusammen kuschelt oder ein Rennspiel über die Wiese macht.

 

Rechtzeitig an den Maulkorb gewöhnen

Bei aggressiven Verhaltensweisen gegenüber anderen Tieren oder Menschen ist die Unterstützung durch einen erfahrenen Hundetrainer*in unerlässlich. Gewöhnst du deinen Hund im Vorfeld bereits an einen beißsicheren Drahtmaulkorb, so kann der Hundetrainer*in direkt mit den ersten Trainingsschritten beginnen.

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