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Clickertraining I Den Clicker bei Leinenaggressionen richtig nutzen

Clickertraining bei Leinenaggression?

Das Clickertraining für Hunde kann dir helfen, wenn dein Hund eine Leinenaggression gegenüber Hunden, Radfahrern oder sonstigen Reizen zeigt. Der Einsatz eines Clickers brachte mir bei der Leinenaggression meiner Hündin Amy gegenüber Radfahrern den Durchbruch. In diesem Artikel erklären wir dir, wie du den Clicker richtig konditionierst und wie du das Clickertraining bei Leinenaggression richtig einsetzt.

 

Meine Erfahrung mit dem Clickertraining

Amy verbrachte ihre ersten 4 Lebensjahre im amerikanischen Bundesstaat New Mexiko, der durch weitläufige Wüstenlandschaften und zerklüftete Berge geprägt ist. Radfahrer oder Spaziergänger trifft man dort nur sehr selten. Bei Amy´s erster Begegnung mit einem Radfahrer hing sie bellend in der Leine. Ich nahm das Problem zur Kenntnis, daran zu arbeiten war jedoch nicht möglich, weil wieder mehrere Wochen vergingen, bis wir einen weiteren Radfahrer trafen.

Zurück in Deutschland zeigte sich Amy´s Leinenaggression gegenüber Radfahrern massiv, da wir nun täglich damit konfroniert wurden. Die unbekannten Reize der Stadt allein waren bereits eine große Herausforderung für sie. Die scheinbar von allen Seiten auf uns zukommenden Radfahrer ließen Amy’s Nerven völlig verrückt spielen. Normalerweise reagiert Amy sehr gut auf meine Körpersprache oder ein ernstes „Lass es!“, aber in dieser Situation wurde Amy durch mein Einwirken nur noch angespannter.

 

Hilfe durch das Clickertraining

Es musste dringend ein Strategiewechsel her. Ich erinnerte mich an einen Trainingsansatz, von dem ich bereits in Amerika gehört hatte und der das Clickertraining nutzt: das Engage-Disengage-Game:

Engage = sich mit etwas beschäftigen

Disengage = sich wieder lösen

In Amerika konnte ich dieses Clickertraining aufgrund fehlender Radfahrer nicht beginnen. In Deutschland hatte ich mehr Übungsobjekte als mir lieb war. Meine Erwartungen an das Clickertraining waren anfänglich nicht sehr hoch. Umso erstaunter war ich, dass es mir tatsächlich zum lang ersehnten Durchbruch verhalf. Wie du das Clickertraining auch auf Hundebegegnungen anwenden kannst, erfährst du in diesem Artikel.

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Clickertraining – Die Konditionierung des Clickers

Der Clicker hat im Gegensatz zu unserer Stimme einen sehr hohen Wiedererkennungswert für den Hund. Der größte Pluspunkt ist jedoch, dass der Clicker keinerlei Emotionen überträgt. Da im Clickertraining nur der Clicker und nicht deine Stimme den richtigen Moment bestätigt, werden keine negativen Emotionen in die Konfliktsituation übertragen. Dies hat mir persönlich im Training mit den Radfahrern zum Durchbruch verholfen.

 

Clickertraining – Die Vorbereitung

Bevor du mit dem Clickertraining starten kannst, muss der Clicker eine positive Bedeutung für deinen Hund bekommen. Bei den meisten Hunden ist die Konditionierung in spätestens 2 Tagen mit je 3 bis 4 kleinen Trainingseinheiten pro Tag abgeschlossen. Achte bei der Konditionierung auf eine ablenkungsfreie Umgebung, damit dein Hund nicht durch andere Reize abgelenkt wird. Ebenso solltest du auf ein exaktes Timing achten, um nicht versehentlich unerwünschte Verhaltensweisen zu bestätigen.

Bereite pro Trainingseinheit ca. 20 bis 30 kleingeschnittene, hochwertige Futterstücke vor, zum Beispiel Käse oder Wurst. Nutze diese Futterbelohnungen in Zukunft nur noch während des Clickertrainings, damit das Futter etwas Besonderes für deinen Hund bleibt. Ziehe die Menge  der Futterstücke von der Tagesration deines Hundes ab.

 

Konditionierung des Clickers – So geht’s!

Halte den Clicker in der Handinnenfläche, damit dein Hund den Clicker nicht sehen kann. Das ist wichtig, damit der Hund sich nicht auf den Clicker konzentriert, sondern auf dich. In die andere Hand nimmst du ca. 10 Futterstücke. Lass beide Arme locker runterhängen und stell dich vor deinen Hund. Betätige nun kommentarlos den Clicker und lass eine Sekunde später ein Futterstück folgen. Die kurze Zeitverzögerung ist wichtig, damit sich das Clickgeräusch und die Gabe des Futters nicht überlagern. Wiederhole solange, bis die Futterstücke in deiner Hand alle sind.

Wechsele nun Clicker und Futter in die jeweils andere Hand. Die Seiten von Clicker und Futterstücken zu variieren ist wichtig, damit der Hund sich nicht auf eine bestimmte Futterhand versteift und gedanklich abschaltet. Im Verlauf des Trainings hältst du den Clicker mal hinter deinen Rücken und die Futterstücke kommen mal aus deinen Händen, mal aus der Hosentasche oder auch mal aus dem Futterbeutel.

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Das Engage-Disengage-Game

Durch das Engage-Disengage-Game lernt dein Hund bei Sicht eines für ihn aufregenden Reizes, wie zum Beispiel ein Artgenosse, von sich aus zu dir zu schauen. Bist du dir bisher noch unsicher, warum dein Hund die Leinenaggression zeigt, so schau dir vor Beginn des Trainings unbedingt den Beitrag Gründe einer Leinenaggressionan. Den wahren Beweggrund deines Hundes zu kennen entscheidet auch im Clickertraining maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg.

Wähle die Entfernung zum Artgenossen anfänglich so, dass dein Hund noch ruhig bleiben kann. Gestaltet sich das aufgrund deines häuslichen Umfeldes schwierig, so bekommst du später noch Tipps, wie du damit umgehen kannst.

Dieses Clickertraining kannst du für jeden Reiz nutzen, bei dem dein Hund eine Leinenaggression zeigt.

 

Clickertraining Level 1: Engage – Der Blick zum Artgenossen

Warte still ab, bis dein Hund den Artgenossen von allein entdeckt und ihn anschaut. In genau dieser Sekunde betätigst du den Clicker. Das Clickgeräusch sollte durch die vorherige Konditionierung dazu führen, dass dein Hund seinen Blick vom anderen Hund löst und in Erwartung auf eine Belohnung zu dir schaut. Belohne deinen Hund mit einem Futterstück. Warte bis dein Hund erneut von sich aus zum Artgenossen blickt und clicke auch diesen Blick sofort. Dein Hund sollte dich aufgrund des Clickgeräusches erneut anschauen und seine Belohnung erhalten. Nach ca. 5 Wiederholungen beendest du die Trainingseinheit und entfernst dich von dem Artgenossen.

Das Clickertraining übst du täglich ca. drei bis vier Mal. Gehe zu Level 2 über, sobald Level 1 zuverlässig in verschiedenen Entfernungen klappt. Je nach Hund kann das eine Woche, aber auch mehrere Wochen dauern.

Problemlösungen

Reagiert dein Hund nicht auf das Clickgeräusch und starrt weiter zum Artgenossen, so vergrößere die Entfernung zum anderen Hund. Vermeide es, deinen Hund von hinten an straffer Leine vom Artgenossen weg zu ziehen, denn das ist für viele Hunde der Auslöser zum Pöbeln. Bewahre  Ruhe und nimm die Leine auf dem Weg zu deinem starrenden oder pöbelnden Hund Stück für Stück auf. Bei deinem Hund angekommen trittst du vor ihn und nimmst ihn körpersprachlich in die von dir gewünschte Laufrichtung mit. In passender Entfernung beginnst du eine neue Trainingseinheit.

 

Clickertraining Level 2: Disengage – Der Blick zu dir

Warte still ab, bis dein Hund den anderen Hund von sich aus entdeckt und ihn anschaut. Zähle nun innerlich bis fünf. Da der gewohnte Click ausbleibt, sollte dein Hund von sich aus den Blick vom Hund abwenden, weil er denkt: „Hey! Wo bleibt meine Belohnung?“ Genau diesen fragenden Blick zu dir clickst du und lässt eine Belohnung folgen. Schaut dein Hund wieder zum Artgenossen, so zählst du ein weiteres Mal innerlich bis fünf. Dein Hund sollte dich erneut von sich aus anschauen, was du sofort clickst und belohnst. Nach ca. 5 Wiederholungen beendest du die Trainingseinheit.

Arbeite dich mit der Zeit immer weiter an den anderen Artgenossen heran und wähle je nach Tagesform deines Hundes Level 1 oder Level 2.

Problemlösungen

Schaut dein Hund länger als 5 Sekunden starr zum anderen Hund, ohne seinen Blick zu lösen, gehe eine Weile zu Level 1 zurück. Das Gleiche gilt, wenn der Artgenosse sich auf euch zu bewegt und die Situation dadurch schwieriger für deinen Hund wird. Bleib dabei immer ruhig und bringe bei Bedarf mehr Distanz zwischen dich und den anderen Hund.

 

Rahmenbedingungen für das Clickertraining

Um eine gute Basis zu schaffen ist es sinnvoll, während der ersten Trainingstage an einen geeigneten Trainingsort zu fahren. Gut einsehbare Feldwege, auf denen man andere Artgenossen sieht, aber dennoch gut ausweichen kann, eignen sich hervorragend zum Üben. Frage auch bekannte Hundefreunde, ob sie dir und deinem Hund an zuvor abgesprochenen Orten als Ablenkungsreiz dienen können.

Ist es dir nicht möglich, das Training an einem geeigneten Ort zu beginnen, so bleibt dir nichts anderes übrig als Schadensbegrenzung zu betreiben. Sollte dir außerhalb des Clickertrainings ein anderer Hund begegnen, bleib ruhig, halte die Leine kurz und gehe weiter. Rückschläge bleiben nicht aus, wenn du gezwungen bist anderen Artgenossen zu nah zu begegnen. Konzentriere dich nicht auf diese Rückschläge, sondern lege deinen Fokus auf die Fortschritte, die du im Clickertraining erzielst.

Weitere Tipps, wie du bei einer Leinenaggression deines Hundes reagieren kannst, bekommst du im Beitrag Fixieren unterbinden.

 

Clickertraining – Trainingsdauer

Amy’s Leinenaggression gegenüber Radfahrern war so ausgeprägt, dass das Training ca. 5 Monate dauerte. Während des Clickertraining musste ich einige Rückschläge hinnehmen, da ich schon auf dem Weg zum Parkplatz auf diverse Radfahrer traf. Trotzdem haben wir es geschafft und die Arbeit hat sich mehr als gelohnt. Den Clicker habe ich ab dem Zeitpunkt abgebaut, ab dem Amy mich bei Sicht eines Radfahrers zuverlässig von sich aus anschaute. Den Click ersetzte ich durch ein Lob und als Belohnung gab es mal ein Stück Futter ihrer normalen Tagesration und mal etwas Besonderes.

Abhängig von der Ausprägung der Leinenaggression deines Hundes, kann sich der Erfolg im Clickertraining nach wenigen Wochen einstellen. Manchmal dauert es allerdings, wie bei uns, Monate, bis der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Bleib auf jeden Fall am Ball, denn es ist die Mühe wert, wenn man bei erfolgreichem Clickertraining mit entspannten Spaziergängen belohnt wird.

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4 Kommentare zu „Clickertraining I Den Clicker bei Leinenaggressionen richtig nutzen“

  1. Hallo liebes DogsTV Team!
    Ein toller Beitrag, habe ihn mir nach wiederholtem Anschauen des Videos zur Verinnerlichung durchgelesen. Eine Frage bleibt mir: sollte mit den Clicker-Training immer nur ein Problem gleichzeitig angegangen werden, also in unserem Fall die Aggression anderen Hunden gegenüber, oder kann ich ihn auch zeitlgleich zur Markierung erwünschten Verhaltens bei der Orientierung im Freilauf (jeden unaufgeforderten Blickkontakt) nutzen?
    Ganz liebe Grüße
    Auch an eure Vierbeiner 🙂

  2. Hallo DogsTV-Team,
    ich möchte mich anschließen: Der Beitrag ist super gemacht und extrem hilfreich.
    Dingo haben wir aus Rumänien adoptiert und nach ca. 2 Monaten wurde es nun an der Leine (auf die wir ja eben noch nicht verzichten können) bei jeder Hundebegegnung immer wilder. Ich habe uns nun sofort Clicker besorgt und wir haben losgelegt.
    Und schon nach einer Woche sehen wir definitiv eine valide Chance auf Besserung.
    Aber das Allerbeste ist, dass wir bis vor kurzem jeden Hund vermeiden wollten und jetzt stattdessen in jeder Hundebegegnung eine Chance sehen. Wir sehnen quasi fast Hunde herbei, wo wir sie bisher vermeiden wollten. Das finden wir fast das Tollste, dass wir wieder positiv in die Situation gehen, obwohl natürlich immer noch die Post abgehen kann (und oft tut). Aber jede Begegnung ist jetzt eben auch eine Chance! Danke dafür auf jeden Fall.

    Eine Frage möchte ich an der Stelle zum Clickern noch stellen:
    Manchmal reagiert Dingo auch mal nicht auf einen Click. Oft bleibt er nun zwar auch in Sichtweite des anderen Hundes ruhig, wendet aber auf Click nicht (jedes Mal) den Blick mir zu. Was tue ich dann? Nochmal clicken?
    Der Versuch hat gezeigt, dass er durchaus auf einen weiteren Click nochmal reagieren kann, aber ich bin unsicher, was hier richtig ist.
    Könnte ich auch einfach ohne Click den ruhigen Blick auf den Artgenossen belohnen oder ist es an dieser Stelle vorrangig die Fixierung zu unterbrechen, was bedeuten würde man müsste ihn z.B. durch einen Positionswechsel dazu bringen den Blickkontakt zu unterbrechen?

    Viele Grüße
    Dotti

  3. Hallo liebes DOGsTV-Team,
    wieder mal ein super Beitrag! Wie eigentlich alles was ihr hier so macht…;-)
    Wie wärs denn mal mit einem Beitrag über das Anschaffen eines Zweithundes?
    Also wie man das handhaben sollte und was man alles falsch machen kann.
    Fänd ich wirklich super und wichtig für die „Ersthunde“. Viele Grüße, Marcel

    1. Hallo Marcel,
      vielen Dank für dein tolles Feedback. Das Thema nehmen wir gern mal mit in unsere Produktionsliste auf, kann aber noch eine Weile dauern 🙂 Wir wünschen dir weiterhin viel Freude mit unseren Videos. Viele Grüße dein DogsTV Team

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