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Jagdtrieb Hund I Das Jagdverhalten bei Hunden erfolgreich umlenken

Jagdtrieb bei Hunden

Ein Hund mit ausgeprägtem Jagdtrieb macht den Spaziergang zu einer Herausforderung. Kaum nimmt dein Hund eine Fährte auf oder erspäht ein Wildtier, rennt er los und lässt sich so gut wie nie abrufen. Um künftig entspannter mit deinem Hund spazieren zu gehen, erfährst du in diesem Artikel, wie du den Jagdtrieb deines Hundes unter Kontrolle bekommst.

 

Jagdtrieb bei Hunden – Die Entstehung  

Dein Hund zeigt ein angeborenes Beutefangverhalten, wenn er eine Wildspur abschnüffelt oder einem flüchtenden Tier hinterherläuft. Jagt dein Hund lieber Autos, Radfahrer oder Jogger so spricht man von einem fehlgeleiteten Beutefangverhalten. Jagen und sogar die Vorfreude aufs Jagen löst euphorische Gefühle beim Hund aus und wirkt dadurch selbstbelohnend für den Hund. Diese positiven Empfindungen sind es, die das Jagdverhalten deines Hundes täglich aufs Neue antreiben und immer beständiger werden lassen. Einem Hund Jagdtrieb abgewöhnen ist daher kaum möglich. Der Jagdtrieb lässt sich lediglich in von dir kontrollierbare Bahnen umlenken.

 

Die Elemente der Jagdkette

Die komplette Jagdkette besteht aus mehreren einzelnen Elementen bzw. Verhaltensweisen:

  • Orten – Lokalisieren der potentiellen Beute (visuell oder olfaktorisch)
  • Fixieren
  • Anschleichen
  • Hetzen
  • Packen
  • Töten

Manche Hunde zeigen die komplette Jagdkette, andere Hunde wiederum zeigen nur einzelne Elemente aus der Jagdkette.

Um das Jagdverhalten deines Hundes erfolgreich beeinflussen zu können musst du zunächst lernen, die Körpersprache deines Hundes richtig zu deuten. Beobachte, wie sich dein Hund kurz vor der Jagd verhält. Die Körperspannung ändert sich von entspannt auf nach vorn gerichtet, die Ohren und die Rute sind häufig aufgestellt. Als Sichtjäger lokalisiert dein Hund seine Beute hauptsächlich visuell. Als Fährtenjäger nutzt dein Hund hauptsächlich seine Nase.

Das Verhalten deines Hundes kannst du nur am Anfang der Jagdkette noch beeinflussen, sprich beim Orten und Fixieren. Ist dein Hund bereits weiter in der Jagdkette vorangeschritten, so wird ein Eingreifen immer schwieriger bis unmöglich.

 

Jagdtrieb bei Welpen

Ein Welpe reagiert auf sich bewegende Reize, folgt spannenden Gerüchen, beißt dem Hundekumpel spielerisch in den Nacken oder schüttelt sein Spielzeug. Der Welpe übt bereits einzelne Elemente aus der Jagdkette. Trotzdem das völlig normale Verhaltensweisen sind, solltest du die Intensität im Auge behalten und bei Bedarf auch herunter regulieren können.

Das Ende der Jagdkette, das Packen und Töten, zeigt ein Welpe bis auf wenige Ausnahmen noch nicht. Als Welpenbesitzer findet man es daher eher niedlich, wenn der Welpe auf tapsigen Beinen einer Wildfährte und beim unbeholfenen Sprung nach vorn fast das Gleichgewicht verliert. Noch kann der Welpe keinen Schaden anrichten, jedoch speichert der Welpe bereits in diesem Moment ab: Wildgeruch in der Nase oder potentielles Beutetier in Sicht = Jagen erlaubt! Spätestens um den ca. sechsten Lebensmonat herum rächt sich deine Unbedarftheit, da sich das Jagdverhalten deines jungen Hundes immer weiter intensiviert und ernstere Formen annimmt.

Wie das Alter deines Hundes die Erziehung beeinflusst

 

Die Basis für das Antijagdtraining

Die BASIS für ein erfolgreiches Antijagdtraining wird IMMER zu Hause in der Wohnung gelegt. Bist du zu Hause bisher noch derjenige, der zwar unfreiwillig, aber dennoch häufig auf das aufdringliche oder penetrante Verhalten seines Hundes reagiert? Oder musst du vielleicht ständig eingreifen, weil dein Hund Unsinn macht? In beiden Fällen bist du bisher der reagierende und dein Hund der agierende Teil der Beziehung. Als agierender Part wird dein Hund auch außerhalb der Wohnung seinen Wünschen und Ideen folgen wollen und dich dabei bei Bedarf ausblenden.

 

Führungskompetenzen ausbauen

Wie in einer harmonischen menschlichen Beziehung auch, musst du für deinen Hund eine Vertrauensperson sein, mit der er gerne und vor allem freiwillig kooperiert. Du solltest gewisse Regeln haben und diese besonnen auf eine ruhige Art und Weise umsetzen können. Zu aufgeregtes oder zu aufdringliches Verhalten deines Hundes stoppst du ohne emotionale Entgleisungen und gibst deinem Hund im Anschluss eine freundliche Rückmeldung für erwünschtes Verhalten.

Harmonische Beziehung, weil dein Hund jedes Kommando ausführt?

 

Antijagdtraining mit Schleppleine

Die Nutzung einer Schleppleine ist gerade in den ersten Lebensmonaten deines Hundes unerlässlich, damit sich das Jagdverhalten deines Hundes nicht verselbstständigt. Hat sich dein Hund bereits unerwünschtes Jagdverhalten oder einen zu großen Radius zu dir angewöhnt, so sollte er die nächsten Monate ebenfalls mit einer Schleppleine gesichert sein. Freilauf solltest du deinem Hund vorerst nur in eingezäunten Flächen ermöglichen, damit er keine erneuten Jagderfolge verbuchen kann.

Praktische Hinweise im Umgang mit der Schleppleine

 

Jagdtrieb umlenken

 Idealerweise leitest du den naturgegebenen Jagdtrieb deines Hundes schon im Welpenalter in von dir kontrollierbare Bahnen um. Liegt diese Zeit bereits hinter deinem Hund, so ist es dennoch nie zu spät mit dem Training zu beginnen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, den Jagdtrieb deines Hundes zu kontrollieren.

 

1. Das positive Verstärken

Beim positiven Verstärken darf der Hund den für das Beutetier noch ungefährlichen Teil der Jagdkette, das Orten und Fixieren, ausführen. Markiere das Orten oder Fixieren mit einem zuvor positiv konditionierten Markerwort oder mit dem Clicker. Nach dem Markerwort oder dem Click folgt eine Aktivität bei dir, die deinen Hund begeistert und sein gerade empfundenes Bedürfnis stillt.

Die Aktivität kann ein fliegendes Futterstück oder ein Ball sein, dem dein Hund hinterherrennen darf, während du ihn dabei anfeuerst. Es kann ein kurzes Spiel mit dem Zerrseil sein oder auch das Apportieren eines Futterbeutels oder Dummys. Das gemeinsame Spiel sollte auch dir Spaß machen, da Hunde sehr genau merken, wenn du eigentlich gar keine Lust darauf hast.

So baust du das Apportieren auf!

 

2. Das Korrekturwort

Eine weitere Trainingsvariante, den unerwünschte Jagdtrieb deines Hundes umzulenken, ist die Nutzung eines konditionierten Korrekturwortes. Um die Jagdkette des Hundes zu unterbrechen, solltest du das Korrekturwort rechtzeitig nutzen, also spätestens beim Fixieren der Beute. Als Korrekturwort eignet sich am besten ein prägnantes Geräusch, weil sich ein Geräusch im Gegensatz zu einem Wort nicht emotional flexibel verändern lässt. Sichere deinen Hund immer mit der Schleppleine ab, damit er nicht plötzlich losrennen kann, wenn dein Timing des Korrekturwortes einmal nicht so gut war.

Aufbau eines Korrekturwortes

Deine Körpersprache

Deine Körpersprache bestimmt über Erfolg und Misserfolg beim Einsatz eines Korrekturwortes. Du solltest immer ruhig bleiben und nicht hektisch oder unruhig werden. Dein Oberkörper ist aufgerichtet und die Muskeln sind angespannt. Dein Blick ist fest auf deinen Hund gerichtet. Gegebenenfalls nutzt du unterstützend noch eine Handgeste oder eine kurze Berührung des Hundes mit den Fingerspitzen. Passe die Intensität deines Auftretens an den Charakter deines Hundes an. Dein Hund soll zwar beeindruckt von deinem Auftreten sein Verhalten abbrechen, anschließend aber nicht verängstigt oder verunsichert wirken.

Nach einem erfolgreichen Abbruch sollte der Fokus deines Hundes wieder bei dir liegen und, wie bereits angesprochen, spannende Aktivitäten mit deinem Hund bei dir erfolgen.

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Jagdtrieb bei Autos, Joggern, Radfahrern

Amy ist ein Hütehund-Mischling und war bereits ein Jahr alt, als ich sie adoptierte. Schon beim ersten Spaziergang sprang sie spielerisch, aber mit voller Wucht in die Leine, als ein Auto an uns vorbeifuhr. Ohne Leine wäre in diesem Moment ein Unglück passiert. Für einen Hütehund-Jungspund ist eine impulsive Reaktion auf sich bewegende Reize nicht ungewöhnlich. Da Autos jagen aber ein sehr gefährliches Hobby ist, habe ich dieses Verhalten von Anfang an konsequent unterbunden.

Den Jagdtrieb jedoch nur zu unterbinden, ohne einen Ausgleich für den Hund zu schaffen, ist auf Dauer sehr frustrierend für einen Hund. Der empfundene Frust kann sich negativ auf das Verhalten deines Hundes und damit auch negativ auf eure gesamte Beziehung auswirken.

 

Bedürfnisse stillen

Frust durch unzureichend ausgelebtem Jagdtrieb bei deinem Hund kannst du vorbeugen, indem du bei eurem täglichen Spaziergang zwei bis drei ca. 5 bis 10-minütige Beschäftigungseinheiten einplanst. Dein Hund sollte nach der Aktivität, die je nach Typ Hund natürlich auch etwas länger sein kann, zufrieden und ausgeglichen wirken. Bei unruhig oder überdreht wirkenden Hunden solltest du die Art der Beschäftigung überdenken und wechseln.

Den Hund auf dem Spaziergang beschäftigen

 

Fazit

Ein Hund der jagen geht, kann dennoch eine sehr gute Bindung zu seinem Menschen haben. Der Grund für’s Jagen ist demnach keine fehlende Bindung, sondern eine unzureichende Erziehung und zu viele gewährte Freiheiten, die du als Hundebesitzer noch gar nicht kontrollieren kannst. Je nachdem wie stark der Jagdtrieb deines Hundes ausgeprägt ist, solltest du daher mehrere Monate konsequentes Training einplanen. Es ist mühevoll, doch es lohnt sich, denn du wirst mit einer noch besseren Beziehung zu deinem Hund und entspannten Spaziergängen belohnt!

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