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Dominanter Hund I Mein Hund ist der Chef I Mythen und Irrtümer

Dominanter Hund

Häufig werden unerwünschte Verhaltensweisen, die ein Hund zeigt, mit den Worten entschuldigt „Mein Hund ist dominant“. Der Hund will immer das letzte Wort haben und testet unermüdlich seine Grenzen aus. Macht er das wirklich, weil er dominant ist?

 

Die gängige Meinung

Auch heute hört man noch sehr häufig die Meinung, dass man einem dominanten Hund zeigen muss, wer der Chef ist. Dominanz bei Hunden wird durch z.B. durch folgende Verhaltensweisen begründet:

– Dein Hund versucht sich immer vor dir durch sämtliche Türen zu quetschen

– Auf Treppen rennt er ohne Rücksicht auf Verluste an dir vorbei

– Er gibt sein Spielzeug nicht aus

– An der Leine will er immer vor dir laufen und im Freilauf gehorcht er auch nicht zuverlässig

– bei Hundebegegnungen ist er immer der Boss

– Er springt dich ständig an oder reitet auf

Macht ihn all das zu einem dominanten Hund? Ich habe gleich zu Beginn eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute Nachricht: Es gibt keine grundsätzlich dominanten Hunde. Die schlechte Nachricht: Mit diesem Wissen kannst du unerzogenes Verhalten deines Hundes nun nicht mehr mit „Der ist halt ein dominanter Hund!“ entschuldigen.

 

Dominanter Hund – Die Entstehung

Anfänglich bist du ein komplett unbeschriebenes Blatt Papier für deinen Hund, da er weder deine Stärken noch deine Schwächen kennt. Diese findet er jedoch schnell heraus, indem er eigene Entscheidungen trifft und dann bewertet, wie du auf sein Verhalten reagierst.

Dein Hund stupst dich an oder fiept, weil er Aufmerksamkeit möchte? Du reagierst darauf, indem du ihn bereitwillig streichelst. Dein Hund stellt seine Ohren im Freilauf auf Durchzug? Du rufst ihn wiederholte Male erfolglos, läufst ihm hinterher oder knisterst mit der Futtertüte, um ihn anzulocken. Dein Hund zerrt dich an straffer Leine die Straße entlang? Damit lässt du deinen Hund die Richtung und auch das Tempo vorgeben. Diese vielen kleine Reaktionen deinerseits ergeben aus Sicht deines Hundes ein Verhaltensmuster, welches für ihn einschätzbar wird.

 

Dominanter Hund = souveräner Hund?

Schon in diesen banalen Alltagssituationen lernt dein Hund, dass du dich wunderbar an sein Verhalten anpasst und Entscheidungen treffen in das Aufgabengebiet deines Hundes fällt. Aber ist er deshalb ein dominanter Hund? Viel wahrscheinlicher ist, dass du einfach nur zu anpassungsfähig und zu unklar in deiner Art der Kommunikation bist.

Mental sehr starke Hunde führen einen besonders anspruchsvollen Eignungstest mit ihrem Besitzer durch. Sie beobachten dich und dein Verhalten sehr genau um einzuschätzen, welche Führungskompetenzen du als Halter mitbringst. Um DIR wichtige Entscheidungen zu überlassen muss ein mental starker Hund sich deiner Kompetenzen ganz sicher sein. Erzwungener Gehorsam bzw. Unterordnung oder Bestechungsversuche mit Futter oder Spielzeug sind bei keinem Hund eine gute Idee. Ein sehr souveräner Hund wird sehr schnell lernen, deine Schwächen zu erkennen und zu seinem Vorteil auszunutzen.

Schau dir ergänzend dazu den Beitrag „3 häufige Fehler in der Hundeerziehung“ an.

 

Hundetrainer sind keine Magier

Viele meiner Kunden-Hunde zeigen sich ihrem Besitzer gegenüber rüpelhaft, was häufig als Dominanz interpretiert wird. Mir als unbekannter Hundetrainer zeigt der Hund dagegen sehr schnell seine aufmerksame Seite, da er meine Stärken und Schwächen bisher noch nicht kennt. Der Hund wandelt sich also, wie durch Zauberei, vor den Augen des Besitzers vom Rüpel zum frommen Lamm. Ob und wann sich ein Hund dominant zeigt hängt also maßgeblich von seinem Gegenüber und von der Situation ab.

Führung ist wichtig!

Gerade unsichere Hunde reagieren sehr gestresst, wenn sie durch das Verhalten ihres Halters unbewusst in eine Führungsrolle gedrängt werden. Lerne also Entscheidungen zu treffen und diese freundlich, aber konsequent durchzusetzen. Nimm deinem Hund unnötige Verantwortung ab, damit er an deiner Seite entspannt durchs Leben gehen kann. Wie du bereits in alltäglichen Situationen lernst kleine Entscheidungen zu treffen, erfährst du im Beitrag „Impulskontrolle-Praxisbeispiele“.

So lernst du Führungskompetenz

Beginnen wir mit einem menschlichen Beispiel, welches genauso im Zusammenleben mit deinem Hund Relevanz hat. Stell dir zunächst die einfache Frage, was du als Arbeitnehmer von deiner Führungskraft erwartest, damit sie deinen Respekt verdient. Du wirst weitaus weniger Freude bei der Ausführung von Aufgaben haben, wenn dein Chef ständig rumschreit, übermäßigen Druck ausübt oder auch nur wenig Fachwissen hat. Erfolgreiche Führungskräfte verfügen u.a. über Kompetenzen wie: Besonnenheit, Fairness, Souveränität.

Hier sind einige Buchempfehlungen, wie du diese Führungskompetenzen, welche auch im Zusammenleben mit deinem Hund nutzbar sind, entwickeln und ausbauen kannst.

Chefsache Kopf: Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz
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Du legst fest, was dir im Zusammenleben mit deinem Hund wichtig ist und sorgst dafür, dass dein Hund deine Spielregeln erlernt und einhält. Dabei wirst du weder laut, noch aggressiv. Du meinst es zwar ernst, bleibst deinem Hund gegenüber aber dennoch emotional ausgeglichen und freundlich.  Nimm deinem Hund unerwünschtes Verhalten nicht übel, sondern als Hinweis, dass es noch eine Baustelle zwischen euch gibt. Lerne aus der gemachten Erfahrung und gestalte die nächste Situation so, dass dein Hund das unerwünschte Verhalten nicht mehr zeigen und ein Alternativverhalten lernen kann.

Richtig reagieren

Zeigt dein Hund Verhaltensweisen, die du gern unterbinden möchtest, so muss er erst verstehen, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Gleichzeitig musst du ihm ein Alternativverhalten zeigen, damit er dieses verinnerlichen und festigen kann.

Hier sind 2 Beispiele:

Dein Hund rückt Besuchern zu ungestüm auf die Pelle? Lerne daraus und nimm deinen Hund beim nächsten Mal an die Leine. Neben dir angeleint soll dein Hund erstmal zur Ruhe kommen, bevor er den Besuch begrüßen darf.

Draußen startet dein Hund durch, wenn er andere Hunde oder Menschen sieht? Wundere dich nicht, dass er beim nächsten Spaziergang schon wieder zu einem Hund hinläuft, sondern arbeite eine Weile mit der Schleppleine. Bestelle Menschen oder andere Hunde als Ablenkungsreize und übe dann mit Hilfe der Schleppleine die Orientierung an dir.

Weitere Tipps bekommst du im Beitrag „Die Nutzung der Schleppleine in der Praxis“.

Konsequent, aber fair

Wie zuvor gesagt solltest du die Spielregeln für euer Zusammenleben festlegen. Genauso wichtig ist es aber auch mal ein Auge zuzudrücken, wenn dein Hund harmlosen Schabernack treibt. Kombinierst du all die zuvor gesagten Dinge nun noch mit gemeinsamer Kuschelzeit und stillst die Bedürfnisse deines Hundes in Zusammenarbeit mit dir auf Teilen des Spazierganges, so wird dein Hund gerne und freiwillig mit dir kooperieren.

Schau dir dazu ergänzend den Beitrag „So baust du Bindung zu deinem Hund auf“ an.

Kommandos

Die innere Verbindung zu deinem Hund ist noch ausbaufähig, wenn er bisher nur unter Einsatz von strengen Worten oder Kommandos auf dich achtet. Ebenso nimmst du deinem Hund durch eine Flut von Kommandos die Chance, sich selber zu erarbeiten, welches Verhalten du dir von ihm wünschst.

Bei Amy und mir liegt die Verteilung „Amy, bewege dich frei!“ oder „Amy, führe ein Kommando aus“ mittlerweile bei ca. 95/5. Die winzigen 5% spiegeln die tägliche Nutzung von Kommandos oder Verboten wider. Die restlichen 95% des Tages greifen zwischen Amy und mir einfach nur kleine respektvolle Rädchen automatisch und wortlos ineinander, da Amy meine Regeln im Zusammenleben verstanden hat.

 

Dominanter Hund – Die 2 Formen der Dominanz

In vielen Köpfen ist noch immer fest verankert, dass ein Hund, der mal knurrt, damit seine Dominanz zeigt. Dabei ist Knurren ein fester Bestandteil der hündischen Kommunikation, auf welches wir in diesem Artikel nicht weiter eingehen wollen.

Hunde werden nicht geboren, um die Weltherrschaft an sich zu reißen und uns Menschen vom Thron zu stoßen. Daher erklären wir dir nun kurz, was es mit der verhaltensbiologischen Definition des Begriffes Dominanz auf sich hat.

 

Situative Dominanz

Situative Dominanz wird in einer Hundegruppe auch von einem rangtieferen gegenüber eines ranghöheren Hundes gezeigt, ohne dass die vorhandene Rangordnung dadurch in Frage gestellt wird. Situativ dominant ist dein Hund, wenn ihm gerade etwas so wichtig ist, dass er es schützen oder verteidigen will. Das kann ein Ball sein, ein Mauseloch, ein Mensch, ein Liegeplatz oder auch der Abstand zu einem anderen Artgenossen.

 

Formale/soziale Dominanz

Die formale Dominanz wird auch soziale Dominanz genannt. Sie entwickelt sich ausschließlich in festen, langfristigen Beziehungen, wie zum Beispiel zwischen dir und deinem Hund. Im Zusammenleben mit Amy zeige ich mich formal dominant und agiere als Amy‘s verlässlicher und verbindlicher „Reiseleiter des Lebens“. Ich sorge im Haus für Entspannung und bin draußen Amy’s Orientierungspunkt bezüglich Richtung und Tempo. Ich weiß, was Amy Freude macht und baue ihre Hobbies täglich in Abschnitte des Spazierganges ein. Unhöfliche Artgenossen halte ich Amy vom Hals und auf Abstand. Gleichzeitig greife ich aber auch durch, wenn Amy meint einen netten Artgenossen anzicken zu müssen.

 

6 Alphatier-Irrtümer

Wir räumen mit den gängigsten Mythen und Irrtümern auf, die noch immer weit verbreitet sind.

1. Dein Hund sollte nie vor dir essen!

In in diversen Artikel und Büchern liest man, dass der Hundehalter IMMER vor seinem Hund essen soll. Eine wirklich plausible Begründung dafür findet man allerdings nicht. Amy isst seit über 7 Jahren jeden Morgen vor mir, weil ich erst ab 10 Uhr Hunger bekomme. Bisher hat sich das nicht negativ auf unsere Beziehung ausgewirkt.

Bettelt dein Hund, wenn du beim Essen bist? Tipps hierfür findest du im Beitrag „Hilfe, mein Hund bettelt“.

2. Bett und Sofa sind für einen Hund tabu!

Solange dein Hund Bett oder Sofa nicht verteidigt und ihr auch sonst im Alltag keine nennenswerten Reibungspunkte habt, darf dein Hund selbstverständlich auch auf dem Bett oder dem Sofa liegen. Hunde sind sehr soziale Wesen und benötigen die Nähe ihres Menschen. Gemeinsames Kontaktliegen und Kuscheln wirken zudem bindungsfördernd.

3. Steige niemals über deinen Hund, denn er muss DIR weichen!

Dein Hund liegt ganz entspannt im Weg und du musst an ihm vorbei. Um deine Rolle als Chef klarzumachen, sagst du dir, der Hund muss aufstehen, wenn ich an ihm vorbei möchte! Ist dein Hund zu Hause sonst total entspannt und kein Kontrollfreak? Dann darfst du selbstverständlich auch mal über ihn drübersteigen, wenn er tiefenentspannt im Weg liegt.

Ist dein Hund zu Hause stets angespannt und unruhig, dann schau dir dazu den Beitrag „So entspannt dein Hund auf seiner Decke“ an.

4. Dein Hund darf nie als erster durch die Tür gehen!

Du willst mit deinem Hund das Haus für den Spaziergang verlassen.  Du hast gelernt, dass der Chef zuerst durch die Tür geht, daher hältst du deinem Hund an der Leine immer hinter dir. Ist die Leine dabei locker oder straff? Solange dein Hund sich deinem Tempo anpasst und sich an lockerer Leine an dir orientiert, darf er auch vor dir aus der Tür gehen, denn er hat gelernt sich an dir zu orientieren.

Wie du bereits entspannt in den Spaziergang startest, erklären wir dir im Beitrag „Hilfe, mein Hund zieht schon an der Tür“.

5. Dein Hund darf an der Leine nie vor dir laufen!

Wie schon beim Punkt zuvor angesprochen, hältst du deinen Hund an der Leine immer hinter dir. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass dein Hund sich dabei automatisch an dir orientiert. Dein Hund darf natürlich vor dir laufen, solange er sich deinem Tempo an lockerer Leine anpasst und er keine entgegenkommenden Reize verbellt.

Hast du ein grundsätzliches Problem mit der Leinenführigkeit deines Hundes? Dann schau dir den Beitrag „Mit einer Methode zur lockeren Leine an“ und gewöhne deinem Hund das Ziehen an der Leine ab.

6. Ein Spiel darf niemals von deinem Hund begonnen, beendet oder gewonnen werden!

Wenn die Beziehung zwischen dir und deinem Hund stimmt und du zu ungestümes Verhalten deines Hundes innerhalb von Sekunden stoppen kannst, ist all das Gesagte nicht verboten, sondern sogar ausdrücklich für euer Teambuilding erwünscht!

Welche Bausteine noch zu einer guten Bindung zu deinem Hund gehören, findest du ebenfalls im Beitrag „So baust du Bindung zu deinem Hund auf“.

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